Leverkusen Wiederentdeckt: das Who is Who der Opladener Gesellschaft

Leverkusen · Im Tresor der Sparkasse Leverkusen lagern große Schätze - auch in Buchform: jahrzehntelang unbeachtet etwa zwei alte Kassenbücher des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Opladen. Wahre Fundgruben.

Leverkusen: Wiederentdeckt: das Who is Who der Opladener Gesellschaft
Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Toni Blankerts bekommt glänzende Augen, wenn er in dem VVV-Kassenbuch von 1948 blättert. Was für den Laien ein nüchternes Zahlenwerk ist, erzählt dem Heimat historiker Blankerts ganze Geschichten. Der Vorsitzende des Verkehrs- und Verschönerungsvereins (VVV) Opladen bezeichnet die unscheinbare DIN A4-große Kladde auch gerne als das "Who is Who" der Opladener Gesellschaft.

"Budde, Elektro Müller, Heggen, Biebighäuser, Kopp, Beller, Schmidtke, Hohns, Wiefel und viele andere Namen sind unter den zeitweise bis zu 300 VVV-Mitgliedern aufgelistet. "Eigentlich finden wir hier vor allem die Geschäftsleute, die an der Kölner Straße im Herzen der Kreisstadt einen Laden hatten", sagt Blankerts, der die genannten Mitglieder alle persönlich kannte.

"Es gehörte damals zum guten Ton, im Verschönerungsverein zu sein und seinen Beitrag für Opladen zu leisten."

Dass diese Zeit jetzt detaillierter beschrieben werden kann, verdankt der VVV seinem Schatzmeister Uwe Krautmacher, der selbst bis vor kurzem nichts von den wertvollen Unterlagen wusste, die er vor fast 25 Jahren ungeprüft in den Tresor der Sparkasse gelegt hatte. Daruntereben das alte Kassenbuch des VVV Opladen, zu dem bis 2013 auch die Unterabteilung Lützenkirchen gehörte.

Als Sparkassenmitarbeiter Krautmacher vor rund 25 Jahren Schatzmeister im VVV wurde, übernahm er von seinem Vorgänger ein Kiste mit allerlei Schriftstücken und lagerte sie erst einmal im Sparkassentresor ein. Dort lagen die Kassenbücher bis 2013. Erst dieses Jahr sah sich Krautmacher alles genauer an. Traditionell engagierten sich Sparkassenführungskräfte im VVV. Meist waren die Leiter der ehemaligen Sparkasse Opladen die Vorsitzenden des Vereins. Insider des Opladener Gesellschaftslebens werden deshalb jetzt sagen: "Kein Wunder, dass kaum jemand nicht im VVV war." Wenn Willi Schmidtke (18 Jahre VVV-Vorsitzender) ein potenzielles Mitglied ansprach, gab es kaum ein Entrinnen. Spenden konnte er einsammeln wie kaum ein anderer. Und was der Verschönerungsverein so alles finanzierte: 1964 die Bürgermeisterkette für Bruno Wiefel, 1955 ein Schwanenpaar für die Wiembachteiche, das wegen der Ratten an den Rhein nach Hitdorf verlagert werden musste: Weil die Ratten immer die Eier fraßen. Noch eine Besonderheit lässt sich im Kassenbuch entdecken: 1951 kaufte der VVV für 200 Mark Bretter und ließ bei der Firma Klein eine Bank bauen. Heute werden Bänke am Stück beschafft.

Toni Blankerts will die Bücher genauer analysieren und weitere Geschichten zusammenstellen. Vielleicht stecken auch im zweiten Buch (1971-1975) vergessene Anekdoten.

(RP)
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