Leverkusen Wie Schüler sich selbst und den Lauf der Zeit sehen

Leverkusen · Getränke, Häppchen und viel Publikum vor den Bildern - alles war genauso wie bei einer richtigen Kunst-Vernissage. Im Kunstbau des Landrat-Lucas-Gymnasiums zeigen Abschlussklassen die Ergebnisse der letzten beiden Jahre, Höhepunkt sind die großformatigen Bilder, die als praktische Abiturarbeit der Leistungskursteilnehmer gewertet wurden.

 Die Schüler des Kunst-Leistungskurses am Landrat-Lucas-Gymnasium zeigen im Kunstbau der Schule ihre Abschlussarbeiten.

Die Schüler des Kunst-Leistungskurses am Landrat-Lucas-Gymnasium zeigen im Kunstbau der Schule ihre Abschlussarbeiten.

Foto: UWE MISERIUS

Selbstporträts standen auf dem Lehrplan, erläuterte Kunst-LK-Lehrer Christoph Kerber. Naturalistischen Bleistiftzeichnungen entstanden ganz am Anfang der Erforschung des eigenen Ichs. Während des Unterrichts wurden die Umsetzungen immer freier und individueller. Zunächst in Zeichnungen, die das eigene Spiegelbild in unterschiedlichen Emotionen zeigen, etwa in erschrockener, nachdenklicher, verzweifelter, konzentrierter Mimik. Bei der nächsten Bildgruppe kam Farbe ins Spiel, genau genommen Pastellfarbe. Auf dem Weg zur abschließenden großen Hausarbeit hatten sich die Schüler Fragen zu stellen, etwa: Wie sehe ich aus? Was macht mich aus? Was passt zu mir? Wie will ich mich zeigen? Und dabei hatten alle dasselbe Oberthema "Zur Zeit" zu bedienen.

Das verlangt neben Beherrschung von Technik die Fähigkeit, Gedanken künstlerisch umzusetzen. Carina Werker zum Beispiel entschied sich für eine surrealistisch anmutende Bildsprache. Sie inszenierte sich selbst als Untergehende in einem Meer von Uhren. Den Horizont des Gemäldes setzte sie bewusst so schief, wie ihn ein verzweifelter Schiffbrüchiger sehen mag. Ihre Kritik am Diktat der Zeit und der Termine, die einen manchmal zu verschlingen drohen, ist eindeutig. Auch der kleine Hoffnungsschimmer, der in Form einer winzigen Pflanze aus der linken unteren Bildecke wächst. Größter Zeitfresser der vergangenen Wochen war genau diese Arbeit. "Das war wirklich mein Leben, ich habe nichts anderes gemacht als daran zu malen", sagt sie. Jetzt will zwei Monate reisen, bevor sie ein Freiwilliges Soziales Jahr in den Jugendkunstgruppen beginnt, um die künstlerischen Berufschancen auszuloten. Andere haben bereits konkrete Vorstellungen davon wie Selina Zunino, die in Köln eine 15-monatige Ausbildung in Drei-D-Animation beginnt. Oder Johanna Linea Caspers, die vielleicht Innenarchitektur studieren will, zunächst aber eine Ausbildung in Grafikdesign macht. Ihr Bedürfnis nach Ästhetik zeigt sich auch in ihrer Abschlussarbeit, die sie selbst vor einem abstrakten Hintergrund zeigt, dessen Farbigkeit für die vier Jahreszeiten steht.

In der Schau sind zudem die Ergebnisse des Projektkurses von Olivia Koch zu sehen. Ein so genannter "Mappenkurs", den Oberstufenschüler wählen, die ein Kunst- oder ein verwandtes Studium anstreben. Die Arbeiten in unterschiedlichen Techniken sollen zur Bewerbung an Hochschulen und Akademien dienen. Joe-Ann Hülstrunk zum Beispiel möchte an einer Kunsthochschule studieren, vorzugsweise in Dresden. Vorher will sie eine Ausbildung als Tätowierer absolvieren und dabei die Mappe vervollständigen. Was sie jetzt schon vorweisen kann sind vor allem anatomische Studien von Körper und Gesicht, zudem hat sie ein Bild aus Fingerabdrücken gemalt.

(mkl)
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