Leverkusen Wie Sax das Saxofon erfand - eine musikalische Reise für Kinder

Leverkusen · Außergewöhnlich ruhig warteten die jungen Zuhörer und erwachsene Begleiter im Studio des Erholungshauses auf die Ankunft von Monsieur Sax. Nicht den echten Adolphe Sax, denn der ist 1894 gestorben, hochbetagt und völlig verarmt trotz der grandiosen Erfolgsgeschichte. Das wissen zumindest alle, die das Familienkonzert von Bayer Kultur besucht haben, wo sein Enkel die Erbschaft seines Großvaters vorstellte und von den Höhen und Tiefen aus dessen Leben erzählte. Auch der war natürlich nicht wirklich verwandt mit dem belgischen Erfinder des Saxofons, sondern trägt den Namen Martin Heim und versteht sich von Berufs wegen darauf, besonders jungem Publikum Musik näher zu bringen.

 Vier Musiker und ein Schauspieler entführten die gebannt lauschenden jungen Besucher im Erholungshaus in die Welt des Adolphe Sax.

Vier Musiker und ein Schauspieler entführten die gebannt lauschenden jungen Besucher im Erholungshaus in die Welt des Adolphe Sax.

Foto: Bayer Kultur

Dazu braucht es Musiker, in diesem Fall das Pindakaas Saxofon Quartett. Ein Saxofon hatte aber keiner der vier Ensemblemitglieder dabei, jedenfalls zunächst nicht, denn das Instrument war 1814 - als Adolphe Sax das Licht der Welt erblickte - noch gar nicht erfunden. Spätere Saxofonquartette spielten zu der Zeit auf Piccolo- und Querflöte, Oboe und Klarinette. Wie sich das anhörte, erlebten die Besucher der beiden Erholungshaus-Vorstellungen. Und nur mit diesem Instrumentarium im Ohr konnten sie nachempfinden, welche Veränderung der Musikwelt die Erfindung bedeutete, die der junge Adolphe in der Instrumentenbau-Werkstatt seines Vaters machte. Während die Musiker hinter der Bühne s den neuen Klang der Saxofon-Familie andeuteten, experimentierte Martin Heim vorne mit dem, was eine Werkstatt zu bieten hat: Trichter und Mundstück einer Klarinette, die Adolphe zu spielen verstand, und das Rohr eines Kanonenofens.

Letzteres taugte zu einer eindrucksvollen Vorstellung, lässt es sich doch formen wie ein Saxofon und dient noch als Percussion-Instrument, das die Musik der Bläser begleitet. Die spielten noch, als sich der Erfinder auf den Weg nach Paris machte, wo Neuerungen rasch populär werden konnten. Zumal, wenn eine Musikergröße wie Hector Berlioz Lobeshymnen auf den Klang und die abwechslungsreiche Schönheit des Saxofons schrieb.

Mit Musik von Jacques Offenbach war Paris erreicht, im Chanson besang Heim, was der Belgier erlebte. Und beim Wettbewerb, den der König damals ausrief, urteilte das Publikum mit Buh- oder Bravo-Rufen. Das war der Durchbruch und Sax ein gemachter Mann, hätte er nicht versäumt, sich die Erfindung patentieren zu lassen. Für ihn gab es kein Happy End, aber für sein immer noch beliebtes Instrument.

Der Mai ist Zeit der Kinderkonzerte. Sonntag spielten Mitglieder von l'arte del Mondo im Schloss für junge Hörer Musik aus aller Welt. Die Jekiss-Chöre treten am Sonntag, 21. Mai, 17 Uhr im Erholungshaus eine "Liederreise rund um die Welt" an.

(mkl)
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