Leverkusen Wie der Halsbandsittich nach Leverkusen kam

Leverkusen · Rund 1000 Exemplare sollen in Leverkusen in freier Wildbahn leben. Nahrung finden sie hier genug, zum Beispiel an Vogelhäuschen.

 Die Halsbandsittiche haben viel Hunger: Hier räubert ein Vogel in Begleitung weiterer Tiere in einem Alkenrather Garten und verdrängt kleine Vögel.

Die Halsbandsittiche haben viel Hunger: Hier räubert ein Vogel in Begleitung weiterer Tiere in einem Alkenrather Garten und verdrängt kleine Vögel.

Foto: US

In diesem Winter - sofern man die Temperaturen im Rheinland derzeit überhaupt so bezeichnen kann - müssen sich die Halsbandsittiche fast vorkommen wie in ihrer früheren Heimat: Die grüngefiederten Papageien wanderten einst aus Afrika südlich der Sahara ein, manche auch aus asiatischen Ländern wie Pakistan und Indien.

Doch eines haben die elstergroßen Exoten unter den heimischen Vögeln mittlerweile alle gemeinsam: Seit fast 50 Jahren besiedeln sie auch das Rheinland und haben sich bestens an das hiesige Klima angepasst. Der Winter, selbst wenn er noch ein bisschen kälter wird als bislang, kann ihnen kaum noch etwas anhaben. Rund 1500 Tiere in Düsseldorf, etwa 1000 in Leverkusen, und das mit steigender Tendenz: Das sind die Schätzungen, die über den derzeitigen Bestand in der Region kursieren.

Auch in Leichlingen, Wermelskirchen und Burscheid wurden die Vögel mit dem knallroten Schnabel, dem dunklen Band am Hals der Männchen und dem ohrenbetäubenden Gezwitscher in der Vergangenheit schon gesichtet und gehört. "In wintermilden Gebieten, in denen zudem passende Lebensräume mit Bäumen und Baumhöhlen vorhanden sind, hat sich der ehemalige Käfigvogel in freier Wildbahn behaupten können", schreibt das Düsseldorfer Umweltamt auf seiner Internetseite.

Wird es draußen kälter, fressen die Halsbandsittiche bevorzugt Sanddornbeeren oder die Samen von Ahornbäumen. Allerdings tragen auch die Menschen zum einen oder anderen Festtagsmenü der Tiere bei: Gerne bedienen sie sich an Vogelhäuschen und anderen Winterfütterungsstellen, die eigentlich Rotkehlchen, Grünfink oder Blaumeise die Nahrungssuche bei Schnee und Eis erleichtern sollen. So kommen die Nachfahren entflohener Käfigtiere mit dem deutschen Winter recht gut zurecht und genießen das Leben in der Freiheit in ganzen Zügen. Besonders haben es ihnen deutsche Großstädte angetan.

In der Vergangenheit sind sie unter anderem auf der Königsallee in Düsseldorf, aber auch im Leverkusener Chempark in ganzen Schwärmen eingefallen und haben vor allem Platanen besiedelt. Freunde haben sie sich damit wahrlich nicht überall gemacht: "Die Autos unter den Bäumen, auf denen sich die Vögel niederließen, waren hinterher komplett verdreckt", erinnert sich Michael Nassenstein, Pressesprecher von Chemparkbetreiber Currenta. Deshalb sei das Unternehmen auch nicht besonders traurig, dass sich die Papageien mittlerweile offenbar einen anderen Standort gesucht hätten. "Letztens habe ich sie in Köln am Rheinufer gesehen", erzählt Nassenstein. Dort kennen sie sich wahrscheinlich bestens aus, denn in der Domstadt wurden die ersten Halsbandsittiche schon 1967 entdeckt.

(inbo)
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