Leverkusen Weihbischof Steinhäuser ganz nah und persönlich

Leverkusen · Visitation: Der neue Weihbischof besucht die Leverkusener Gemeinden und machte sich ein Bild von der Arbeit vor Ort.

Leverkusen: Weihbischof Steinhäuser ganz nah und persönlich
Foto: Knops-Feiler

Eine "normale" Karrierelaufbahn war das nicht. Monsignore Rolf Steinhäuser war einigermaßen überrascht, als ihm Kardinal Woelki im vergangenen Dezember "bröckchenweise eröffnete", dass er ihn zum Weihbischof machen will. Ein Adventswochenende habe er in Rom beim Schneider verbracht. Vier Wochen später, am 10. Januar, war bereits die Weihe im Kölner Dom. "Und keiner zeigt einem, wie es geht", sagte Steinhäuser am Mittwochabend.

Nun ist der Weihbischof auf Visitation und besucht die Gemeinden in Leverkusen. Nach der Firmung von Jugendlichen der Pfarrei St. Maurinus und Marien stand er Gemeindemitgliedern für ein Gespräch zur Verfügung. Die durften bei dieser Gelegenheit auch persönliche Fragen stellen. Aber zunächst erzählte der Weihbischof aus seinem wechselvollen Leben als katholischer Geistlicher, dem immer zwei Dinge besonders wichtig waren: kirchliche Jugendarbeit und Mission.

Inzwischen hat er, mit einigen Monaten Verspätung, an einer Einführungswoche in Rom teilgenommen. Eingeweihte sprechen von der "Woche für Baby Bishops". Dort habe er ein Gefühl für Weltkirche bekommen, eine großartige Erfahrung, sagte er. Denn von den 150 teilnehmenden Anfänger-Bischöfen kamen nur zwei aus Deutschland. "Jetzt könnte ich ein halbes Jahr reisen, um alle Einladungen abzuarbeiten", sagte Weihbischof Steinhäuser. Wie man sich dort verständigt habe? "Mit dem, wat mer kann", war seine lockere Antwort.

Die Lateinkenntnisse der meisten reichten für Mess-Texte aber nicht für eine Unterhaltung, die eher auf Englisch oder Italienisch geführt wurde, soweit möglich. "Und zwischendurch mit Armen und Beinen." Rolf Steinhäuser ist alles andere als der Typ ehrwürdiger Bischof. Er geht auf die Leute zu, redet Klartext, und zwar so, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Und er hat viele Jahre an der Basis gearbeitet, bevor er in der erzbischöfliche Verwaltung eingesetzt wurde.

Er war Stadtjugendseelsorger in Bonn, dann Diözesan-Jugendseelsorger und Leiter der Abteilung Jugendseelsorge im Erzbischöflichen Generalvikariat sowie Rektor der Jugendbildungsstätte Haus Altenberg. 19 Jahre war er Pfarrer der Düsseldorfer Altstadtpfarrei Sankt Lambertus, zuletzt dort auch Stadtdechant.

Dass der Weihbischof ein Mann der Praxis ist, das merkt man, versicherte Pfarrer Ulrich Sander, der schon die vierte Visitation erlebt. In seiner Pfarrei hatte der Weihbischof am Mittwoch den alle sechs Jahre anstehenden Besuch abgeschlossen.

Seit dem 4. September geht er in sämtliche Gemeinden des Dekanats. Bis Dezember wird er noch unterwegs sein, Personalgespräche führen, Gruppen, Kreise und kirchliche Vereine aufsuchen. Ein Dreivierteljahr nach der Bischofsweihe ist Leverkusen bereits das dritte Dekanat, das er visitiert. Vorher habe er ja nur die andere Seite gekannt, sagt er. Deswegen habe er sich auch bei seiner ersten Visitation als Bischof entschuldigt: "Nehmen Sie es mir nicht übel, aber Sie sind zum Üben."

Auf die Frage, ob er in der neuen Position eigene Ideen verwirklichen könne, antwortet er bescheiden: "Ich glaube nicht, dass die Welt auf meine wegweisenden Worte wartet." Lieber wolle er genau hinhören, wo die Menschen der Schuh drücke.

(mkl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort