Leverkusen Weiche Leitpfosten sollen Motorradfahrer besser schützen

Leverkusen · Der Landesbetrieb Straßenbau testet flexible "Rohre", um die Verletzungsgefahr beim Unfall zu minimieren.

 Statt unnachgiebiger Eisenpfähle mit Warnschildern setzt Straßen.NRW in Kurven (hier die L 427 in Witzhelden) testweise flexible Kunststoffpoller ein: Sie geben sehr leicht nach, wenn ein Motorradfahrer dagegen rutscht.

Statt unnachgiebiger Eisenpfähle mit Warnschildern setzt Straßen.NRW in Kurven (hier die L 427 in Witzhelden) testweise flexible Kunststoffpoller ein: Sie geben sehr leicht nach, wenn ein Motorradfahrer dagegen rutscht.

Foto: Matzerath

"Der Motorradfahrer hat nur seine Nase als Knautschzone", hämmerte ein Leverkusener Fahrschullehrer gerne seinen Zweirad-Fahrschülern ein. Nasen brechen beim Aufprall auf eine Leitplanke oder einen Pfosten sehr schnell. Eine Binsenwahrheit. Aber selbst ein harmloser Ausrutscher eines Zweiradfahrers kann beim Zusammenstoß mit einem Eisenrohr tödlich enden. "Diese Verletzungsgefahr wollen wir durch die Kunststoff-Poller senken", berichtet Heinrich Bergerbusch, der Motorrad-Experte beim Landesbetrieb Straßenbau, im Gespräch mit unserer Redaktion.

Die flexiblen, weiß-roten Poller sollen beispielsweise an beliebten Motorradstrecken im Bergischen Land, im Sieger-, Sauer- und Münsterland montiert werden. Ein solcher Poller kostet 40 Euro. Der Vorteil des jetzt ausgesuchten Modells: Das Stück lässt sich in die vorhandenen Bodenbefestigungen der starren Verkehrsschilder stecken.

Die Sicherheitskampagne des Landesbetriebs läuft schon seit Jahrzehnten: 1984/1986 wurden etwa die scharfkantigen Stützen für die Leitplanken mit Aufprallschutzelementen versehen. 15 000 der Teile, die inzwischen oft zerstört oder halb zerrissen an den Leitplanken hängen, ließ der Landesbetrieb montieren. Dieser eher zarte Versuch, die Sicherheit zu erhöhen, erwies sich als relativ wenig wirkungsvoll, zumal gestürzte Motorradfahrer weiter unter den Leitplanken durchrutschen konnten und sich dabei nicht selten schwere oder tödliche Verletzungen zuzogen.

Der Landesbetrieb sichert deshalb speziell in Kurven die Leitplanken mit einem Unterfahrschutz ab - dies sind weitere "Leitplanken", die die Lücke zwischen Straßenoberkante und Leitplankenunterkante schließen. Im Bereich Altenberg/Odenthal, in Burscheid oder auf der L 427 zwischen Witzhelden und Solingen sind solche Maßnahmen zu sehen. Und auf der bei Motorradfahrern beliebten Kurvenstrecke L 427 will der Landesbetrieb am kommenden Montag auch den Einsatz der flexiblen Poller demonstrieren.

Bis zur Motorrad-Saison 2016 sollen weitere Streckenabschnitte in NRW damit ausgerüstet werden. Für die 103 Zentimeter hohen Poller (Durchmesser: zwölf Zentimeter) fallen die rot-weißen Warnschilder aus Blech in den Kurven weg. Die eng gesetzten Poller werden dem Fahrer aber weiter den Kurvenverlauf anzeigen. Zusammen mit Rüttelstreifen auf den Fahrbahnen, dem Aufprallschutz an Leitplanken und dem Unterfahrschutz will Straßen.NRW den passiven Schutz für Motorradfahrer steigern. "Wir bemühen uns um einen möglichst hindernisfreien Straßenraum", beschreibt Bergerbusch das Gesamtprojekt. Speziell neben den Fahrbahnen, im "Fluchtbereich", gebe es abgesehen von den Leitplanken und den starren Verkehrsschildern viel zu tun: Auch alte Meilensteine müssten weg oder Gräben gesichert werden. Der Versuch mit den "weichen Pollern" soll bis Oktober 2016 laufen. Dann wird entschieden, ob die Kunststoffpfosten als Regelausstattung eingeführt werden.

Straßen.NRW ist für 20 000 Kilometer Autobahnen, Land- und Bundesstraßen zuständig. Von Januar bis zum 31. Juli verunglückten dort 806 Motorradfahrer (Vorjahr: 917). Dabei gab es 26 Tote (33). Nach Angaben von Straßen.NRW wurden zudem 425 Menschen schwer (459) und 488 (596) leicht verletzt.

(RP)
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