Leverkusen Was tun mit Erinnerungen?

Leverkusen · Berührend spielte Gilla Cremer eine Tochter, die die Wohnung ihrer toten Eltern auflösen muss.

"In den Räumen, die wir bewohnen, ist gelebte Zeit gespeichert" - lautet ein Zitat Gaston Bachelards. Doch was ist, wenn wir irgendwann nicht mehr sind und unsere Kinder mit all den zurückgelassenen Dingen unseres Lebens konfrontiert werden? Mit dieser Frage beschäftigte sich das Theaterstück mit dem Titel "Die Dinge meiner Eltern" am Samstagabend im Erholungshaus.

Agnes steht im Haus ihrer verstorbenen Eltern. Hier ist sie aufgewachsen, hier haben Vater und Mutter 60 Jahre lang gewohnt - nun muss es ausgeräumt werden. Aber wo anfangen? Was kann weg, welche Erinnerung darf bleiben?

Soloschauspielerin Gilla Cremer zeigte als "Agnes" in einer eineinhalbstündigen Vorstellung, auf welche Art und Weise sie die Wohnungsauflösung ihrer Eltern, mit all den damit verbundenen Erinnerungen verarbeitete und die Situation bewältigte.

Das Bühnenbild, gestaltet von Eva Humburg, war dabei sehr einfach gehalten und bestand hauptsächlich aus einigen gestapelten Umzugskartons sowie einem Perserteppich, einer altmodischen Lampe und einem Schwert. Während der Aufführung wechselte Cremer mehrmals ihr Outfit und erschuf mit den Umzugskartons immer unterschiedliche Erinnerungssituationen ihrer Kindheit.

"Die Art, wie sie mit den Erinnerungen umgeht, ist unheimlich berührend, aber auch sehr typisch", sagte Reiner Ernst Ohle, Zuständiger im Bayer-Kulturbereich für Schauspiel und Theater. "Man findet sich absolut darin wieder. Deshalb stand für mich schnell fest, diese Frau hierher einzuladen."

Auch das Publikum hatte einen sehr positiven Eindruck von der Umsetzung. "Sie ist unheimlich wandlungsreich und hat es geschafft eine gute Balance herzustellen. Dadurch wirkte alles sehr realitätsnah", berichteten Zuschauer. Einige hatten selbst schon die Erfahrung einer Wohnungsauflösung machen müssen und besuchten die Vorstellung aus Interesse daran, wie "andere mit einer solchen Situation umgehen".

Zum Beispiel Claudia Stolpmann, die das Stück von einer Freundin empfohlen bekommen hatte: "Ich finde, sie hat es sehr gut rübergebracht, so dass man sich gut damit identifizieren konnte", fand sie. "Eine solche Umsetzung ist nicht einfach, aber sie hat es tief berührend gemacht."

Die Schauspielerin ließ das Publikum mit folgender Frage zurück: "Wenn sie von heute auf morgen ihre Heimat verlassen müssten, welche drei Erinnerungsstücke würden sie mitnehmen?"

(jubre)
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