Leverkusen Wahlkampf mit Schulz im Pflegeheim

Leverkusen · Auf seiner Tour machte der SPD-Kanzlerkandidat gestern Station beim Awo-Seniorenzentrum in Rheindorf.

 Besuch vom Kanzlerkandidaten - Martin Schulz (Mitte) und SPD-Bundestagskandidat Karl Lauterbach (2. v. re.) im Kreis von Mitarbeitern des Awo-Seniorenzentrums in Rheindorf.

Besuch vom Kanzlerkandidaten - Martin Schulz (Mitte) und SPD-Bundestagskandidat Karl Lauterbach (2. v. re.) im Kreis von Mitarbeitern des Awo-Seniorenzentrums in Rheindorf.

Foto: Uwe Miserius

"Immer, wenn ich in die Sonne gucke, muss ich niesen", sagt der Kanzlerkandidat und wechselt den Platz von einem weißen Plastikstuhl auf den anderen. Nun sitzt er im Schatten. Martin Schulz befindet sich in trauter Runde mit Leitern und Pflegekräften im Garten des Awo-Seniorenzentrums in Rheindorf. Der Niesreiz in der Sonne habe sich mit dem Alter entwickelt, sagt der SPD-Politiker und ist gleich mitten im Thema des Wahlkampftermins. SPD-Bundestagskandidat Karl Lauterbach findet schnell seinen Einsatz: "Wir brauchen einheitliche Pflegeschüssel in Deutschland und mehr Investitionsmittel, da muss auch der Bund helfen, so wie er es bei den Schulen bereits tut". In einem Zeitraum von zehn Jahren, so rechnet Lauterbach vor, gebe es eine Million Pflegeberechtigte zusätzlich in Deutschland. Jedes Jahr fehlten 30.000 Pflegekräfte. Deshalb müsse der Pflegeberuf attraktiver gestaltet und besser bezahlt werden. Schulz nickt und wendet sich den Pflegekräften zu. Er spricht von der "Leidenschaft" ihres Einsatzes und der enormen Belastung, der sie ausgesetzt seien. Den Pflegekräften tut das sichtlich gut. Schulz Niesreiz hat sich etwas beruhigt.

Pfleger Matthias Lendel verweist auf die ausländischen Kollegen, die sich in ihren Heimatländern qualifiziert hätten, denen aber häufig in Deutschland die berufliche Anerkennung verweigert werde. Lauterbach greift das auf: "Wir brauchen ein Gesetz, das ausländische Abschlüsse nach Überprüfung der Kenntnisse anerkennt". Das müsse schnell und unbürokratisch erfolgen. Schulz stimmt zu: "Wir müssen Zuwanderer schneller in die Arbeit bringen." Und: "In unserem Land wird aus ideologischen Gründen gegen ein geordnetes Zuwanderungsrecht polemisiert." Manfred Hans und Heinz Schimetschke von der Arbeiterwohlfahrt sprechen das Thema Altersdemenz an. "Das ist für uns das wichtigste Thema", sagt Schimetschke. Eine Steilvorlage für den Wahlkämpfer Lauterbach: "Ich kann mich nicht erinnern, dass sich Angela Merkel in den letzten zwölf Jahren des Themas angenommen hätte. Ich habe sie jedenfalls nie in einem Pflegeheim gesehen."

Schulz macht das offenbar anders und ist hierher gekommen. Er nennt Lauterbach "einen Kämpfer vor dem Herrn, der niemals locker lässt" und wendet sich erneut den Pflegekräften zu. Themenwechsel: Schichtdienst. Was denn das Schlimmste sei, will der Kandidat wissen - Früh-, Spät- oder Nachtdienst? Die Pflegekräfte bleiben unentschlossen. Schulz hilft nach: "Mein Vater war Polizeibeamter, ich kenne den Schichtdienst und fände den Nachtdienst am schlimmsten." Einen solchen hat er an diesem Tag wohl nicht zu befürchten.

Nach einer guten Stunde steigt der SPD-Kanzlerkandidat in die Limousine und fährt weiter - mit freier Nase zum nächsten Wahlkampftermin.

(bu)
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