Leverkusen Voller Emotion alle Facetten der Liebe besungen

Leverkusen · Joel Frederiksen und das Ensemble Phoenix Munich gastierten mit Lautenmusik und Gesang im Schloss.

 Joel Frederiksen und das Ensemble Phoenix Munich waren zu Gast in Schloss Morsbroich.

Joel Frederiksen und das Ensemble Phoenix Munich waren zu Gast in Schloss Morsbroich.

Foto: Kultur Stadt Lev

Eigentlich ging es immer um die Liebe, wenn der englische Orpheus des 16. Jahrhunderts zur Laute griff. Wahrscheinlich haben die Lieder von John Dowland auch deswegen die Zeit überdauert, obwohl es längst aus der Mode gekommen ist, der Liebsten unter ihrem Fenster mit werbendem Gesang aufzuwarten. Vor allem aber ist Dowlands Text- und Tonsprache eine stimmige Einheit, so dass sich der Inhalt auch dann vermittelt, wenn man den altenglischen Text nicht ganz versteht.

Lautenist und Sänger Joel Frederiksen scheint offenbar ein direkter Nachfahr des berühmten britischen Barden, jedenfalls gibt es eine enge geistige Verwandtschaft. Sein Markenzeichen sind originelle Programme, die sich auf sorgfältige Quellenforschung stützen. Die Konzerte selbst sind aber alles andere als verkopft und belehrend, sondern im Gegenteil von vitaler Spielfreude und ehrlicher Empfindung geprägt.

So auch der erneute Besuch bei KulturStadtLev im Schloss, wo Frederiksen - der in der Bielertkirche auch schon als Begleiter der Barockqueen Emma Kirkby zu erleben war - vor einigen Jahren mit einem Solo-Abend zu Gast war. Dieses Mal hatte er sein Ensemble Phoenix Munich mitgebracht, das er vor 14 Jahren gegründet hat. Mit den fünf Partnern an Laute und Viola da gamba lassen sich klang- und kunstvoll gestrickte Arrangements Alter Musik verwirklichen. Und die bildeten auch im Spiegelsaal exquisite Abwechslung zwischen den eher zart und leise begleiteten Gesängen Joel Frederiksens. So war Dowlands wohl berühmtestes Lied "Flow my Teares" als instrumentales Ensemblestück zu hören. Vor allem aber sang Frederiksen mit viel Emotion in der Stimme die alten Melodien, deren Texte inklusive deutscher Übersetzung komplett im Programm abgedruckt waren. Denn diese facettenreiche Liedersammlung über die Liebe ist alles andere als Gesäusel, Schwärmerei und immer eitel Sonnenschein.

Da schwingen sehr viel mehr Gefühle mit, vom ängstlichen Werben und ungestillter Sehnsucht über den Schmerz des Abgewiesenen bis zu Kummer, Schmerz und Leid, Schwermut die sich in Tränen ergießt. Hörbar, versteht sich und vom dicken Strich der Violen da gamba zusätzlich beschwert. Auch bei minimalster Begleitung der eigenen Laute nutzte Frederiksen immer den passenden Affekt. Klar und unprätentiös ist sein Gesang, die Stimme aber angenehm warm und voll. Und die trägt auch noch, wenn die Ensemblemitglieder einstimmen und die Begleitung durch zahlreiche Umspielungen bereichern. Zumal in diesem Raum, der neben dem passenden Ambiente auch genau die richtige Akustik bot für diesen wundervollen Abend.

(mkl)
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