Leverkusen Volksbankchef prangert Niedrigzinsen an

Leverkusen · Es gibt Themen, da kann sich Hans-Jörg Schaefer, Vorstandschef der Volksbank Rhein-Wupper in Rage reden: Europäische Einlagensicherung ist so eines, der Niedrigzinskurs der Europäischen Zentralbank (EZB) ein anderes.

Und beides stimmt Schaefer unglücklich: "Die Politik der niedrigen Zinsen der EZB muss ein Ende finden", betont Schaefer. Langfristig nämlich zahle der Sparer da nur drauf, denn "die Spareinlagen werden ja dadurch entwertet".

Und das eigentliche Ziel des Niedrigzinses funktioniere nicht. "Sie sollten ja das Wirtschaftswachstum, die Inflation, wieder vorantreiben", sagt er: "Aber die Inflationsrate stagniert, die Betriebe sind bei Kreditaufnahmen eher zögerlich, wie wir feststellen", fasst der Bankmanager zusammen.

Generell seien die Kunden bei dem Niedrigzins verunsichert, wie sie ihr Geld anlegen sollen. Die Einen setzten verstärkt auf Immobilien - was sich wegen des historischen Niedrigzinses derzeit lohne. "Bei einer Zehnjahreshypothek liegt er bei 1,3 Prozent, bei 20 Jahren bei 1,99 - also unter zwei Prozent, wann hatten wir das schon?", fragt Alexander Litz vom Volksbank-Vorstand rhetorisch.

Andererseits hätten aber auch die Immobilienpreise stark angezogen. Die Volksbank nennt im Zeitraum zwischen den Jahren 2010 und 2014 eine Steigerung am Leverkusener Immobilienmarkt von insgesamt 15 Prozent.

Andere Kunden suchten den "sicheren Hafen", legten trotz Niedrigzins Geld auf die Bank - oder steckten es in Investmentfonds. Hier verzeichnete die Volksbank ein Plus von 16,1 Prozent, nämlich von 123,2 Millionen Euro in 2014 auf 143 Millionen Euro 2015 bei den von ihr verwalteten Investmentfonds. "Die Investition in Einzeltitel an der Börse - damit tun sich die Deutschen nach wie vor schwer, setzen lieber auf die Streuung in Investmentfonds", beschreibt Schaefer. Das sei vielleicht nicht die schlechteste Möglichkeit für diejenigen, denen das Risiko bei einzelnen Aktien einfach zu groß sei.

Unsicherheit verursacht bei den Anlegern auch, dass es selbst auf Deutsche Bundesanleihen mittlerweile einen Negativzins gebe. "Und wenn wir Liquidität bei der EZB parken würden, dann bekämen wir -0,3 Prozent."

Dass die Volksbank ihren Kunden mit Negativzins komme, wie es andere Bankhäuser bereits täten, ist für Schaefer derzeit nicht vorstellbar: "Negativzins für Sparer? Der sagt sich doch dann auch, ich mache lieber wieder das System Matratze."

Schaefers anderes Aufregerthema: die Europäische Einlagensicherung. Die heißt in Kürze: Geht eine Bank in der Europäischen Union pleite, soll dieser Sicherungsfonds einspringen, damit die Kunden ihr Erspartes nicht verlieren. Generell keine schlechte Idee, sagt Schaefer und schiebt ein sehr großes Aber hinterher: "Wir haben gerade bei den Genossenschaftsbanken eine sehr gut funktionierende Institutssicherung, müssen aber die europäische Einlagensicherung mit aufbauen, haben im Endeffekt also zwei Töpfe." In anderen Ländern seien die Standards in dieser Sache längst noch so hoch wie in Deutschland. Wie solle das Ganze dann gleichmäßig auf alle Schultern verteilt funktionieren? "Wenn national alle ihre Standards auf ähnlichem Niveau hätten wie in Deutschland, dann ja, aber bisher sehe ich das nicht", merkt Schaefer an: "Wir halten ohnehin das genossenschaftliche System für besser, weil bei uns die Banken erst gar nicht ausfallen", sagt Litz.

Und Schaefer schließt an: "Herr Schäuble ist in Sachen Europäische Einlagensicherung ganz auf unserer Seite. Und ich muss sagen, dieser Entwicklung gilt unser voller Kampfgeist."

(RP)
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