Heimat erleben in Leverkusen Vogel des Jahres 2016 ist ein bunter Sänger namens Stieglitz

Leverkusen · Der Naturschutzbund Leverkusen hofft, dass der Stieglitz oder Distelfink auch vor Ort wieder mehr Lebens- und Nahrungsraum erhält. Die Gartenbesitzer sollten mehr Flächen für die Tiere frei wachsen lassen und die Natur nicht nur auf "sauber aufgeräumte" Beete beschränken.

 Der Stieglitz oder Distelfink wird Vogel des Jahres 2016. Er kann auch in Leverkusen an Waldrändern beobachtet werden.

Der Stieglitz oder Distelfink wird Vogel des Jahres 2016. Er kann auch in Leverkusen an Waldrändern beobachtet werden.

Foto: NABU

Der Naturschutzbund (NABU) Deutschland hat den Stieglitz zum Vogel des Jahres 2016 bestimmt. Das unterstützt auch der Vorsitzende des NABU Leverkusen, Erich Schulz. Jüngst habe zwar ein örtliches NABU-Mitglied einen Stieglitz-Schwarm beobachten können. Das sei aber eine Seltenheit. Denn der Stieglitz, besser bekannt als Distelfink, sei auch in Leverkusen in seinem Lebensraum bedroht, weiß der NABU-Vorsitzende.

Deshalb werde in Kürze auch bereits auf der Homepage des örtlichen Nabu auf den Vogel des Jahres 2016 hingewiesen, kündigt Schulz an. Zwar habe es in der Regel eine mehr psychologische Wirkung, ein Tier des Jahres zu küren: "Aber bei dem Ein oder Anderen wird dadurch doch das Nachdenken angeregt und vielleicht sogar eine Verhaltensänderung", hat der NABU-Vorsitzende beobachtet und nennt ein Beispiel: Ein Gartenbesitzer habe sich entschlossen, nicht mehr alles "sauber aufgeräumt" zu gestalten, sondern einen Teil des Gartens frei wachsen zu lassen, um Vögeln und Insekten einen neuen Lebensraum zu bieten. Der Stieglitz oder Distelfink ist laut Schulz da zu beobachten, wo es vornehmlich an Waldesrändern hohe Bäume gibt. Der Vogel des Jahres 2016 bevorzuge offene Waldgebiete. Zu erkennen ist dieser Singvogel an seinem blau-gelb-grauen Gefieder und dem roten Kopfteil.

Doch die zunehmende Intensivierung der Landwirtschaft und die Bebauung von Brachflächen rauben dem Stieglitz die Nahrungs- und Lebensgrundlagen. Mit seiner Wahl zum Vogel des Jahres 2016 soll der Stieglitz als Botschafter für mehr Artenvielfalt und Farbe in Agrarräumen und Siedlungsbereichen in den Vordergrund rücken, erklären der Deutsche Naturschutzbund und der Landesbund für Vogelschutz (LBV).

NABU-Vizepräsident Helmut Opitz sagt: "Allein in der Agrarlandschaft sind seit 1994 fast 90 Prozent aller Brachflächen mit ihrer heimischen Artenvielfalt verloren gegangen. Auch Randstreifen mit Blumen und Wildkräutern an Feldern und Wegen werden immer weniger und artenärmer. Im Siedlungsraum verschwinden wildblumenreiche Brachflächen, öffentliches und privates Grün wird zu intensiv gepflegt, Wildkrautvielfalt gar weggespritzt. Für unseren Jahresvogel wird es in Deutschland inzwischen eng." Es gebe aber viele Möglichkeiten, den Lebensraum des farbenfrohen Finken zu erhalten. Schon kleine unbelassene Ecken in Gärten, an Sport- und Spielplätzen, Schulen, Ackerflächen oder Straßenrändern, trügen dazu bei.

Der Bestand des Stieglitzes hat in Deutschland von 1990 bis 2013 um 48 Prozent abgenommen. Offizielle Schätzungen gehen derzeit von 305.000 bis 520.000 Brutpaaren in Deutschland aus. Gleichzeitig mit der Verkündung des "Vogels des Jahres" starten der NABU und der LBV die Aktion "Bunte Meter für Deutschland". Möglichst viele Meter wildkrautreicher Grünflächen sollen als neue Lebensräume für den Stieglitz und andere Singvögel geschaffen oder erhalten werden.

Dem Stieglitz als Singvogel widmet der NABU Leverkusen übrigens auf seiner Homepage auch die sogenannteVogeluhr: Dort werden die genauen Singzeiten von Distelfink & Co angegeben. 15 Minuten nach Sonnenaufgang hat der Distelfink oder Stieglitz seine Gesangszeit, gefolgt wird er vom Grünfinken, der 30 Minuten nach Sonnenaufgang singt. Im Gegensatz zu diesen späten Vögeln, gibt es in Leverkusens ländlichen Gebieten sieben Vogelarten, die vor Sonnenaufgang den Tag einzwitschern; allen voran der Gartenrotschwanz, der schon 90 Minuten vor Sonnenaufgang sein Lied erklingen lässt.

(RP)
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