Leverkusen Vize-Chef Deutschlands bei der CDU

Leverkusen · Ein wenig durften die (meist) CDU-Mitglieder im Bayer-Kasino gespannt sein, ob Bundestagspräsident Norbert Lammert vielleicht doch eine abfällige Bemerkung zu Leverkusen macht. Denn zuletzt hatte er ja die Ruhrgebietsstädte scharf kritisiert. Nein, mit Leverkusen ging er rücksichtsvoll um, lobte die Stadt sogar - nicht zuletzt, weil die Fußballmannschaft besser als die in seinem Wahlkreis Bochum sei.

 Bundestagspräsident Norbert Lammert bei der CDU Leverkusen.

Bundestagspräsident Norbert Lammert bei der CDU Leverkusen.

Foto: Ralph Matzerath

Somit wurde es ein versöhnlicher Abend ganz ohne Redethema: Ein konkretes Thema wurde ihm nicht vorgegeben, so dass sich der protokollarisch zweite Mann Deutschlands einmal grundsätzlich über die großen und kleinen Angelegenheiten äußern konnte. Das Fazit seiner gut einstündigen Ansprache vor rund 150 Zuhörern lieferte er mit seinem letzten Satz: "Ja, wir leben in komplizierten Zeiten. Aber wir haben auch noch nie in besseren Zeiten gelebt." Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn wies auf die Probleme hin, mit denen sich Leverkusen rumzuschlagen habe. Natürlich sprach er den Neubau der Autobahnen an; dann die Finanzierung der Flüchtlingsunterkünfte mit der Anmerkung, dass die vom Bund zur Verfügung gestellten Mittel in Nordrhein-Westfalen beim Land hängen blieben und nur zu zehn Prozent bei den Kommunen ankommen. Lammert hatte verstanden: "Die Priorität der Leverkusener Autobahn ist unbestritten, die Leverkusener Rheinbrücke ist ein Nadelöhr." Aber er machte auch deutlich: "Ich bin nicht der Inhaber des Deutschen Bundestages. Ich kann mir die Wünsche nur anhören." Für Entscheidungen des Parlaments brauche man vielmehr gute Argumente. Und: Es gebe halt nur begrenzte Mittel für unbegrenzte Wünsche.

Da Lammert nicht zuletzt auch gekommen war, um Buchhorn in dessen Wahlkampf für das Oberbürgermeister-Amt zu unterstützen, appellierte er an die Wähler, am 13. September unbedingt zur Wahl zu gehen: "Eine Demokratie funktioniert nicht ohne Wahlen."

Und wer in einer Demokratie leben wolle, müsse auch Parteien wollen. Wenn der ADAC über 18 Millionen Mitglieder habe und die politischen Parteien in Deutschland lediglich 1,5 Millionen, dann sei das nicht gut. Um noch eines beneidet Norbert Lammert die Stadt Leverkusen: "Sie haben hier nur vier Kandidaten, die bei der Wahl zum Oberbürgermeister antreten - in Bochum sind es zwölf."

(sg-)
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