Leverkusen Viele Firmen managen Innovationen falsch

Leverkusen · Den Wirtschaftsempfang der WFL Montag im Forum machte ein Mann zum Kurzlehrgang: Wie können Firmen inno-vative Ideen generieren? Die Antworten von Jens-Uwe Meyer waren so lehrreich wie faszinierend für die gut 330 Gäste.

 Abwarten kann jeder, machen nur der, der Denkblockaden beiseite schiebt: Vortragsredner Jens-Uwe Meyer ist der Mann, der weiß, wie's in Firmen bei Innovationen "fluppen" kann. Er verriet's Montagabend beim WFL-Empfang.

Abwarten kann jeder, machen nur der, der Denkblockaden beiseite schiebt: Vortragsredner Jens-Uwe Meyer ist der Mann, der weiß, wie's in Firmen bei Innovationen "fluppen" kann. Er verriet's Montagabend beim WFL-Empfang.

Foto: U. Miserius

Jens-Uwe Meyer könnte Zoologe sein - der Mann kennt sich im Hühnerstall ebenso aus wie bei Pinguinen und bei Innosaurieren. Innosaurier? Ist der nicht schon längst ausgestorben? Meyer sagt nein. Dafür muss er weder Zoologe noch Paläontologe sein. Meyer ist Experte für Innovation.

Und als solcher erklärte er am Montagabend beim Wirtschaftsempfang der Wirtschaftsförderung Leverkusen dem Innosaurier den Garaus, bemühte dazu Beispiele aus der Tierwelt und plauderte so locker-fröhlich über das Thema "Die Kunst der Innovations-Netzwerke", als wär's das Wetter.

 Interessiert lauschte nicht nur Dezernent Märtens (vorn) dem Vortrag.

Interessiert lauschte nicht nur Dezernent Märtens (vorn) dem Vortrag.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Ist es vielleicht ein bisschen auch, denn in vielen Unternehmen hierzulande herrscht beim Thema Innovation Unbeständigkeit. "Wir haben ein bisschen Angst vor Innovationen. Wenn wir etwas Neues sehen, ist der Aber-Teufel im Kopf, wir sehen zuerst die möglichen Gefahren." Die mehr als 300 Gäste des Abends im Forum lachten - vielleicht auch deshalb, weil sie sich in dem, was Meyer da vorne auf der Bühne mit Elan proklamierte, selbst wiederfanden.

Meyer - ehemals Polizeibeamter, später Chefreporter von ProSieben, jetzt unter anderem Chef von "Innolytcis", einer Firma, die andere Firmen beim Aufbau ihrer Innovationskultur berät, betonte: "Prozesse machen keine Innovationen, Menschen machen Innovationen. Sie können mir glauben, die Zahlen der Firmen, bei denen Innovationen falsch gemanagt werden, ist erschreckend. Da gibt es Firmen, die ständig Ideen-Meetings abhalten, die sich im Kreise drehen. In der Zeit hat die Konkurrenz das Produkt schon auf den Markt gebracht."

Es fehlten oft Querdenker, Menschen, die mitunter nicht einen kerzengeraden Lebenslauf vorweisen könnten, dafür aber vor lauter Denkblockaden die Kreativität nicht mehr sehen. Wie eben jene Innosaurier in den Unternehmen, die gerne alles kontrollieren, statt kreativen Ideen von Mitarbeitern auch mal ihren Lauf zu lassen. Meyers Kurzanleitung: Machen statt abwarten.

Dann seine Selbsterkenntnis nach sechs Jahren Forschung auf dem Gebiet der Innovation und mehr als 300 Studien: "Was ich hier mache, schadet im Grunde jeder Unternehmensberatung. Das ist ja die Anleitung zum Do-it-yourself-Consulting."

Ein bisschen was davon hat Friedrich Jürgen Ellinghaus, Unternehmenspreisträger 2013 und am Montag Laudator für den neuen Preisträger Lorenz Smidt, sich von Meyers heiter-lehrreichem Solo für Kreativdenker schon abgeguckt, als er sagte: Innovation heiße nicht nur, kreative Ideen am Stück zu produzieren, sondern: "Sich selbst auch immer wieder in Frage zu stellen." Ein Innosaurier in Leverkusen weniger.

(RP)
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