Leverkusen Verwirrspiel für Autofahrer am Bahnhof Opladen

Leverkusen · Seit Mittwochmorgen ist die Gleisunterführung am Bahnhof gesperrt. Der Autoverkehr wird umgeleitet - aber wo geht es lang? Das fragte sich unser Autor, der jeden Morgen den Parkplatz auf dem Bahnareal nutzt. Ein Erfahrungsbericht.

 Die Unterführung am Bahnhof Opladen ist gesperrt. Die Bahnhofstraße wird unterhalb der Brücke um 40 Zentimeter abgesenkt.

Die Unterführung am Bahnhof Opladen ist gesperrt. Die Bahnhofstraße wird unterhalb der Brücke um 40 Zentimeter abgesenkt.

Foto: sef

Jeder Tag ist anders, aber eine Sache bleibt immer gleich — zumindest, wenn man Pendler ist und sein Auto morgens am Bahnhof Opladen abstellt. Zu jenen gehöre auch ich, und jeden Tag ist es dasselbe Lied. Parkplätze gibt es auf dem Areal viel zu wenige. Einen freien zu finden, das dauert. Mein Rundenrekord liegt irgendwo jenseits der zehn Minuten. Nunja — lag, muss es nun vielmehr heißen. Denn am Mittwoch hat es noch einmal länger gedauert, bis mein Wagen endlich stand. Vorausgegangen war eine Suche nach dem richtigen Weg.

Seit Mittwoch ist die Gleisunterführung am Bahnhof Opladen, durch die Autofahrer normalerweise die Parkplätze erreichen, gesperrt. Eine Woche lang wird das so bleiben. Im Zuge der Erneuerung des Geländes wird die Bahnhofstraße, die unter der Brücke hindurch führt, um 40 Zentimeter abgesenkt. So sollen bald auch höhere Fahrzeuge wie Lkw drunter hindurchpassen.

 Hier geht's lang: Ein Taxifahrer, der den Weg kannte, musste ganz schön bremsen, weil davor ein Bagger zurücksetzte.

Hier geht's lang: Ein Taxifahrer, der den Weg kannte, musste ganz schön bremsen, weil davor ein Bagger zurücksetzte.

Foto: Sebastian Fuhrmann

Lkw-Fahrer freut's, die meisten Pendler weniger. Die nämlich hatten ganz offenbar Probleme, den Weg zu finden. Am Morgen blieben viele der Parkplätze leer. An der Stelle, wo allmorgendlich Autofahrer verbissen und verbittert um die letzte noch so kleine Lücke kämpfen und ohne Rücksicht auf Kosten oder Material selbst teure Autos in der Botanik parken, war friedliches Miteinander angesagt - statt der sonst üblichen Szenen, die an tollwütige Grabbeleien am Tisch mit den Sonderangeboten erinnern. Die Aufgabe ist dieser Tage eine andere: Man muss diesen Ort erst einmal finden.

Ich suche noch immer. Inzwischen bin ich bis zur provisorischen Fußgängerbrücke an der Bahnstadt gefahren. "Verflucht", denke ich mir. "Hier kann es doch nicht sein." Also wende ich kurzentschlossen auf einer Einfahrt. Das kostet Zeit, die ich vor der Arbeit nicht habe. Die Zufahrt liegt direkt an einer Kurve. Ein Auto nach dem nächsten kommt um die Ecke. Endlich kann die Fahrt weitergehen. Schon wieder fahre ich an der Brücke vorbei. Wieder versuche ich verzweifelt, einen Blick auf die Schilder zu erhaschen, die ich auf dem Hinweg gesehen hatte, damit ich bloß die Umleitung finde. Irgendwas mit Lützenk... lese ich. Damit kann ich als Neu-Leverkusener nichts anfangen.

 Ein ungewohntes Bild am Morgen: Auf den Parkplätzen ist viel Platz.

Ein ungewohntes Bild am Morgen: Auf den Parkplätzen ist viel Platz.

Foto: Sebastian Fuhrmann

Jetzt reicht's, ich habe die Faxen dicke, denke ich mir. An der Stelle, an der ich sonst jeden Abend den Parkplatz verlasse, biege ich auf den Zubringer und hoffe, dass ich nicht angehalten werde, weil ich verkehrt herum durch eine Einbahnstraße gefahren bin. Ganz sicher, dass ich die richtige Zufahrt erwischt habe, bin ich mir nämlich nicht. Im Gegenteil. Normalerweise führt diese Straße als Einbahnstraße Autofahrer nämlich genau in die andere Richtung, weg von den Parkplätzen.

Als ich an den Stellplätzen ankomme und mich ein rotes Einbahnstraßen-Schild begrüßt, fühle ich mich schuldig. Ein Bauarbeiter guckt mich an, als denke er: "Was für ein Idiot." Ach, was weiß der schon. Ich biege auf den Parkplatz ein, stelle mein Auto ab und wundere mich, dass die Parkplätze neben mir frei sind.

Zusammengeknüllt und zerknittert entdecke ich im Fußraum des Beifahrersitzes einen Zettel, den ich am Dienstagabend von meiner Windschutzscheibe gepflückt hatte. Damit hatten die Technischen Betriebe der Stadt Leverkusen Autofahrer am Vorabend der Sperrung über die Bauarbeiten informiert. "Wegen Straßenbauarbeiten an der Gütergleisbrücke Bahnhofstraße ist ab morgen eine Umleitung zu den Parkplätzen am Bahnhof Opladen ausgeschildert", stand in etwa darauf. Daran erinnerte ich mich. Ich hätte weiterlesen sollen: "Zufahrt: Freiherr-vom-Stein-Straße -> Lützenkirchener Straße -> umgekehrte Einbahnstraße Bahnhofstraße" stand darauf. Ich hätte mir die Aufregung ersparen können. Aber wer hat nach Feierabend schon Lust, einen feuchten Zettel zu lesen, der hinter der Windschutzscheibe pappt? Offenbar nur wenige, denn sonst hätten am Mittwoch mehr Leute den Weg gefunden.

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