Leverkusen Verein steckt pro Jahr 300.000 Euro ins Schloss

Leverkusen · Der Förderkreis fürs Museum Morsbroich wirft dem Spargutachten Mängel vor und hat Ideen für die Schlossrettung.

 Alice Steinebach und Gottfried Zaby vom Museumsverein kritisieren Teile des Spargutachtens der Wirtschaftsprüfung KPMG zu Schloss Morsbroich.

Alice Steinebach und Gottfried Zaby vom Museumsverein kritisieren Teile des Spargutachtens der Wirtschaftsprüfung KPMG zu Schloss Morsbroich.

Foto: R. Matzerath

Nach den vielen Reaktionen auf die Empfehlung der Museumsschließung zur Sanierung der Stadtfinanzen im Gutachten der Wirtschaftsprüfer von KPMG sei es nun an der Zeit, die Diskussion zu versachlichen und die Polemik rauszunehmen, appelliert Dr. Gottfried Zaby. Der Vorsitzende des 2002 als Förderkreis gegründeten Museumsvereins - nicht zu verwechseln mit dem Kunstverein - sagt: "Als Entscheidungsträger muss man sämtliche Fakten kennen, aber das ist bisher nicht der Fall." In dem Gutachten von KPMG jedenfalls seien die nicht alle enthalten, einige Zahlen sogar falsch. Dort sei zwar eine Unterstützung des Museumsvereins erwähnt, nicht aber die Größenordnung.

Tatsächlich unterstützt der Förderverein das Museum Morsbroich jährlich mit 300.000 Euro, die aus Beiträgen, Spenden, Sponsoring oder Kunstauktionen von gespendeten Künstler-Editionen zusammenkommen. Die Einnahmen des Museumsshops, den der Verein ebenfalls ehrenamtlich betreibt, ist da noch gar nicht mitgerechnet. Was die "Freundinnen des Museums", wie sich das Team von Freiwilligen um die stellvertretende Vorsitzende Alice Steinebach nennt, erwirtschaftet, wird direkt in Kunst investiert. Bekanntestes Beispiel ist der Künstlerbrunnen "Water Island Morsbroich" von Jeppe Hein, der maßgeblich zur Attraktivierung des Schlossgeländes beigetragen hat.

Der größte Teil der 300.000 Euro wurde jedes Jahr in die Finanzierung von Ausstellungen und den Druck von Katalogen investiert. Und in die Ausstattung des Gebäudes, zum Beispiel in eine neue Lichtanlage, Abschattung oder Geräte wie Beamer und Computer samt Druckerpatronen.

Außerdem finanziert der Museumsverein die Museumspädagogik und hat dazu im vergangenen Jahr eine neue Stelle geschaffen. Diesen Beitrag müsse man in Relation setzen zu der erwünschten Ersparnis von 780.000 Euro. Die Höhe sei allerdings sehr fraglich, eventuell könnte man auf 500.000 Euro Minderausgaben kommen. "Gleichzeitig würde man 300.000 Euro wegschmeißen", rechnet Zaby gegen. Und das ehrenamtliche Engagement gleich mit. Shop und Brunnen würden logischerweise auch verschwinden.

Die Argumentation mit den Besucherzahlen sei nicht korrekt, betont Zaby, weil man nur zahlende Besucher rechne. Das waren in 2015 5600, gegenüber 16.450 tatsächlichen Besuchern. Dass Kinder, Jugendliche und Schulklassen keinen Eintritt zahlen, habe der Rat beschlossen. Das könne man nicht dem Museum vorwerfen.

Bei Vernissagen ist der Eintritt frei, man könne aber, wie in anderen Häusern, Spendenboxen aufstellen. Grundsätzlich sei zu überlegen: Was kann man besser machen? Etwa den Bekanntheitsgrad steigern. Hinweisschilder an der Autobahn seien eine gute Maßnahme, die nicht viel kostet. Zumal sie den Bürgern in Erinnerung rufen, dass Leverkusen außer einem Fußballverein noch etwas von überregionaler Bedeutung besitzt. Das ganze Ensemble Morsbroich mit Gartensaal, Schlosspark und Restaurant müsste mehr belebt werden. "Das Depot ist in Ordnung", stellt Zaby klar. Der im Gutachten erwähnte Investitionsbedarf beruhe wohl auf einem Missverständnis.

Zabys Fazit: "Es gibt wahrscheinlich keine einfache Lösung, aber das Museum zu eliminieren, wäre völlig falsch."

(mkl)
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