Was macht eigentlich? Ulf Kirsten - immer weiter weg vom Rasen

Leverkusen · Ulf Kirsten war einer der gefährlichsten Stürmer von Bayer 04 Leverkusen. Heute lebt der 49-Jährige in Bergisch Gladbach.

 Ulf Kirsten

Ulf Kirsten

Foto: Miserius

Als Frohnatur war Ulf Kirsten nie bekannt. In 13 Jahren Fußball-Bundesliga hat er sich den Ruf als unangenehmer Gegenspieler redlich erarbeitet. Daran hat sich auch nach seiner erfolgreichen aktiven Karriere wenig geändert. Der 49-Jährige ist im Gespräch kurz angebunden, ist nicht unfreundlich aber auch nicht besonders herzlich. "Ich arbeite im Eventmanagement und der Spielerbetreuung bei einem Marketing-Unternehmen in Köln", antwortet Kirsten knapp auf die Frage nach seinem derzeitigen Beschäftigungsfeld. Vom Fußball hat er sich somit nicht ganz entfernt, der grüne Rasen ist aus seinem Leben aber Stück für Stück weiter weggerückt.

Von 1979 bis 1990 stand der Stürmer für Dynamo Dresden auf dem Platz. Nach der Wende wechselte er ins Rheinland, lief bis 2003 für Leverkusen 350 Mal in der höchsten deutschen Spielklasse auf und erzielte dabei 181 Tore. Auch für die deutsche Nationalmannschaft war Kirsten 54 Mal am Ball, markierte 19 Treffer. Nach seinem Karriereende auf dem Rasen wechselte er zunächst auf die Leverkusener Trainerbank. Von 2003 bis 2005 war er Co-Trainer, anschließend bis 2011 Trainer der zweiten Mannschaft von Bayer 04. "Ich wollte weiter bei Bayer arbeiten, allerdings wieder im Profibereich als Co-Trainer, aber das ging nicht", erklärt Kirsten kauzig, mit etwas Groll in der Stimme. Eine Rückkehr ins Tagesgeschäft Fußball kann sich Kirsten, der im sächsischen Riesa geboren wurde, durchaus wieder vorstellen: "Man soll nie nie sagen."

Nun also der Job im Marketing. "Man kann sich die Zeiten frei einteilen, das ist schon ganz okay", sagt Kirsten, ohne dabei sonderlich Begeisterung für seinen aktuellen Job auszustrahlen. Mit mehr Leidenschaft spricht Kirsten dann über Fußball, vor allem über die Entwicklung von Bayer Leverkusen: "Sie sind wieder auf dem Erfolgsweg. Ich gehe davon aus, dass sie in der kommenden Saison unter die ersten drei Teams kommen." Gerade was die Offensivqualität angeht, sei das Leverkusener Team um Trainer Roger Schmidt hervorragend aufgestellt. "Man sieht, dass insgesamt in dem Verein wieder eine Einheit entsteht. Ich denke, Rudi Völler hat daran einen großen Anteil", lobt Kirsten seinen ehemaligen Mitspieler und heutigen Sportdirektor bei Bayer 04. Auch wenn Kirsten es aus der Entfernung für einen Fehler hält, Stürmer Josip Drmic nach Mönchengladbach abgegeben zu haben, sagt er: "Roger und Rudi haben genug Erfahrung, um zu sehen, wo noch etwas fehlt."

Auch seinen zweiten Ex-Verein, Dynamo Dresden, verfolgt Kirsten weiterhin ganz genau - nicht nur, weil sein Sohn Benjamin dort bis zur letzten Saison als Torwart engagiert war. "Sie sind Topfavorit in der dritten Liga, der Aufstieg ist Pflicht", sagt Kirsten, der auch dort zwei Mal als Trainer im Gespräch war. "Ich habe beide Male meine Bereitschaft erklärt, aber in Dresden wollte das keiner", erläutert "der Schwatte", wie wie ihn die Dynamo-Fans aufgrund seiner tiefschwarzen Haare tauften.

Somit bleibt der Torjäger, der in Bergisch Gladbach lebt, dem Rheinland erst einmal erhalten. "Es ist doch eine schöne Gegend hier, ich fühle mich wohl", bekundet Kirsten.

(RP)
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