Leverkusen Terry Bozzio trommelt Africa

Leverkusen · "The windup", seit Jahrzehnten ein Standard von Keith Jarrett, ließ die Fanherzen höher schlagen. Wenn die Jungs der Steve Gadd Band sich eines solch berühmten Titels annehmen, ist die Party im Normalfall gesichert. Vor der Hauptbühne im Forum herrschte für einen Moment Hochstimmung am Abend der "Drum world", die Terry Bozzio solo und Dennis Chambers in der Mike Stern Band bereits aufgewirbelt hatten.

 Sitzt in seinem gewaltigen goldschimmernden Raumgleiter und trommelt Geschichten: Drumlegende Terry Bozzio machte schon mit Frank Zappa Musik.

Sitzt in seinem gewaltigen goldschimmernden Raumgleiter und trommelt Geschichten: Drumlegende Terry Bozzio machte schon mit Frank Zappa Musik.

Foto: UM

Zunächst empfing die Besucher auf der Bühne ein UFO-ähnliches Gebilde aus Trommeln, Becken, Gongs und Percussion. Terry Bozzio, Drumlegende aus den Bands von Frank Zappa oder Jeff Beck, dem man seine 65 Lenze nicht ansieht, sitzt in seinem gewaltigen goldschimmernden Raumgleiter und trommelt Geschichten.

Die Themen heißen "Africa", mit viel Percussion über einem dumpf stampfenden Grund-Beat, oder "Debussy", mit flirrenden Becken über einem dumpf stampfenden Grund-Beat. Dazwischen fuchtelt der rasante Trommler über jede Menge gestimmter Trommeln und Platten, um auch Melodien zu produzieren. Das evoziert für die Ohren eine Zeitreise in die Achtziger, als die Roto-Toms in jeder Halle dröhnten. Bozzio, der zum Aufbau seines Sets mit einem Gehilfen satte zwei Stunden Zeit benötigt (verglichen mit dem Aufbau eines Ikea-Schranks nicht viel Zeit, aber er weiß, wie es geht), feiert mit dieser Solo-Show 50-jähriges Jubiläum seiner ersten erhaltenen Schlagzeugstunde. Da stimmten die Gäste allesamt zu: Das hat sich gelohnt.

Dennis Chambers, einst personifizierte Kraftmaschine, berüchtigt für seine erbarmungslose Härte gegen Trommel-Felle, hatte zuletzt gesundheitliche Probleme zu bewältigen. Deshalb war es sensationell für seine Fans, ihn in guter Verfassung in der Mike Stern Band begrüßen zu dürfen. Die gefiel ausgezeichnet durch ihre stilistische Bandbreite zwischen Jazzrock und Weltmusik, einem sehr gut aufgelegten Mike Stern, dem Saxophonisten Bob Francescini, dessen intensives Spiel mit elektronischer Assistenz beinahe den Kessel platzen ließ, und der Drumlegende selbst: Wie ein Erdbeben wirkte sein Drumset in einem Stück, wo er sein Solo gegen die Band völlig aus der Zeit schob und schließlich wieder alle auf einen Schlag vereinte: Happy End.

Die Stimmung, die von der Steve Gadd Band angezettelt wurde, hielt die Studiostar-Band leider nicht durch. Die Herren schlugen eine ruhigere Gangart ein, mit Michael Landaus "The way back home" oder einem Blues, der ins Trudeln geriet und immer neue Geschwindigkeiten aufnahm, oder in einer Flügelhornballade mit Walt Fowler. Dabei juckten die schwirrenden Klänge aus Larry Goldings Hammond Orgel so reizvoll in den Fingern, und die harmonischen Gänge auf dem Keyboard kitzelten an vorhandenem Potenzial. Aber die Band hatte einen ruhigen Abend eingeplant. In den Staaten verdienen die Jungs bei der Songwriter-Legende James Taylor (67 Jahre, fünf Grammys) sicheres Geld. Und Steve Gadd, Mentor ganzer Drummer-Generationen, ist ja selbst schon siebzig Jahre jung, aber begeistert immer noch sein Publikum - und darauf kommt es an.

(RP)
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