Leverkusen Taschendiebe lieben Japaner und Koreaner

Leverkusen · Die Polizei stellt ein Sicherheitskonzept in Sachen Taschendiebstahl auf Weihnachtsmärkten vor: Es geht um ein Netzwerk mit den Markt-Betreibern und eine Spezial-Schulung von deren Mitarbeitern.

 Während vorne die Ware der Marktbude bestaunt wird, macht sich im Rücken der Taschendieb an die Arbeit (nachgestellt). Die Polizei will sensibilisieren.

Während vorne die Ware der Marktbude bestaunt wird, macht sich im Rücken der Taschendieb an die Arbeit (nachgestellt). Die Polizei will sensibilisieren.

Foto: Moll

Alle Jahre wieder kommen die Weihnachtsmärkte. Ja, die auch. Aber mit ihnen ebenfalls die reisenden Taschendiebe. Weil diese Art von Straftaten von Jahr zu Jahr zunimmt und die Polizei zugeben muss, dass die Aufklärungsquote auf niedrigem Niveau stagniert, will man nun rechtzeitig vor der Öffnung der Buden und Stände am Montag vor dem ersten Advent (23. November) nicht nur die Besucher als potenzielle Opfer sensibilisieren, sondern auch die Menschen, die auf Märkten arbeiten. Ein neues Sicherheitskonzept stellt die Kölner Polizei vor - ein Netzwerk mit den Weihnachtsmarkt-Betreibern.

Dabei profitiere die Behörde, wie Günther Korn, Leiter des Kölner Kriminalkommissariats 43 und damit für die Taschendiebstahl-Delikte zuständig, erklärt, auch von den Erfahrungen in anderen Ländern. Ein solches Netzwerk habe sich bewährt und sieht vor allem die Schulung von Mitarbeitern vor. Die sollen ein Gespür dafür bekommen, wenn sich Besucher auffallend verhalten. Taschendiebe lassen sich nämlich am typisch suchenden Blick erkennen, klären erfahrene Fahnder auf: "Sie meiden den direkten Blickkontakt zum Opfer und schauen eher nach der Beute", sagt die Polizei.

Zudem werden extra geschulte Mitarbeiter unters Volk geschickt; bei dem großen Weihnachtsmarkt am Kölner Dom sollen es "Sternmädchen" sein, die Besucher darauf hinweisen sollen, wenn ihre Wertsachen so greifbar sind, dass Langfinger ein leichtes Spiel hätten. In den letzten zehn Jahren hat sich die Szene, wie Günther Korn aus seiner Arbeit berichtet, stark verändert: "Im Jahr 2005 hatten wir 280 Festnahmen, im letzten Jahr waren es rund 1000." Vor zehn Jahren traf die Polizei immer wieder "auf alte Bekannte", also meist in Köln Wohnende, die manchmal sogar noch mit dem Mitleid der Bürger rechnen konnten.

Heute sind es vorwiegend reisende Banden, die zur Weihnachtszeit ihre professionelle Diebestour in der Schweiz starten, über Österreich nach Deutschland reisen, anschließend "ihr Glück" in den Niederlanden versuchen und schnell wieder verschwinden, wie man in der Zusammenarbeit mit Europol herausfinden konnte.

Bei den 1000 Festnahmen kam die Polizei auf rund 600 Täter, davon der überwiegende Teil "neue Gesichter". Waren es zunächst reisende Banden aus südosteuropäischen Ländern, so werden es immer häufiger Nordafrikaner, berichtet der Kripo-Beamte. Die stehlen dann in wenigen Tagen so viel, dass sie den Rest des Jahres davon leben können.

Gerade zur Weihnachtszeit kommen viele Touristen, die nur noch den Dom und den Weihnachtsmarkt im Blick haben. Daher habe man auch mit den Touristik-Unternehmen ein Netzwerk gebildet, um die Kunden - wobei Reisende aus Japan und Südkorea auffallend häufig bestohlen werden - vorher zu informieren und zu warnen.

Ein kleiner Trost: So sehr die Weihnachtszeit Hochsaison für Taschendiebe und Fahnder ist, die meisten Straftaten dieser Art werden zur Karnevalszeit begangen. Korn: "Wir haben schon Täter erwischt, die sich einen Tag vor Weiberfastnacht bis einen Tag nach Rosenmontag gezielt in Hotels einquartiert haben."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort