Leverkusen "Tandem-Geburt" im Siebenschläfer-TV

Leverkusen · Das Leverkusener Siebenschläfer-Projekt ist eine Erfolgsgeschichte: Zwei Weibchen ziehen in diesem Sommer ihre Kinder gemeinsam in einer Nisthilfe groß. Eine Kamera hat die Geburt aufgezeichnet. Ein Weibchen brachte sechs Junge zur Welt. Das interessiert Menschen aus aller Welt.

 Gemütliches Beisammensein im Nistkasten: Die Jungtiere in rosa kamen gestern zur Welt, der elf Tage alte Nachwuchs hat schon ein graues Jugendfell.

Gemütliches Beisammensein im Nistkasten: Die Jungtiere in rosa kamen gestern zur Welt, der elf Tage alte Nachwuchs hat schon ein graues Jugendfell.

Foto: Nabu

Als Regine Kossler am Mittwoch wie schon so oft einen Blick ins Innere des Nistkastens geworfen hat, wurden ihre Augen groß und größer und ihre Erwartungen deutlich übertroffen. Eigentlich ging sie davon aus, dass dort das halbe Dutzend Siebenschläfer-Junge, das vor elf Tagen vor laufender Internet-Kamera das Licht der Welt erblickt hat, die größte Attraktion ist. Aber weit gefehlt. "Zwischen all den inzwischen leicht grau-braunen Jungen war plötzlich ein ganz kleines rosafarbenes Siebenschläferjunges zu sehen", berichtete Kossler.

Sie ist Koordinatorin des Siebenschläferprojektes des Nabu Leverkusen und hat in dieser Funktion schon einiges gesehen. Wie schon im vorigen Jahr wurden im Leverkusener Stadtgebiet Nisthilfen aufgehängt, die mit Kameras bestückt wurden und den Siebenschläfern als Behausungen dienen. Der Höhepunkt des Premieren-Jahrs (die Live-Übertragung der Geburt von vier Jungtieren) wurde bereits vor knapp zwei Wochen überboten: Eine Mutter brachte sechs Tierchen auf einen Streich zur Welt.

Mit einer weiteren Steigerung war nicht zu rechnen - bis zu der tierische Sensation gestern. "Ich war Zeuge eines bisher in der Literatur noch nicht beschriebenen Ereignisses geworden", jubelte Kossler. Dass zwei Siebenschläfer-Weibchen ihre Wochenbetten in einer Höhle aufschlagen, sei der Fachwelt bislang unbekannt gewesen. Und bei dem zunächst entdeckten einen rosafarbenen Tierchen sollte es auch nicht bleiben. Insgesamt wurden drei weitere Jungtiere in dem Nistkasten geboren, den sich folglich nun zwei Mütter mit neun Kindern teilen. Wobei sich die Tätigkeitsfelder des Nachwuchses zunächst einmal auf zwei Dinge beschränken: Schlafen und Trinken.

Ähnlich wie die Tierchen vor der Kamera entwickeln sich auch die Zahlen von Siebenschläfer-TV prächtig. Registrierten die Nabu-Verantwortlichen voriges Jahr im gesamten Projektzeitraum zehntausend Zugriffe aus 32 Ländern, "haben wir diese Zahlen bereits jetzt übertroffen", berichtet Kossler. Demnach hat sich das Angebot inzwischen in 44 Ländern herumgesprochen, aus denen die Live-Webcam im Juni 5000 und im Juli 7000 mal angeklickt worden sei. Und es darf wohl fest damit gerechnet werden, dass die nun entdeckte "Tandem-Geburt" diese Zahlen weiter in die Höhe treiben wird.

Womöglich hilft diese unerwartete Entwicklung im Nistkasten ja auch dabei, das Projekt langfristig zu etablieren. Denn nach diesem Jahr läuft die öffentliche Förderung für Siebenschläfer-TV aus. "Wir versuchen aber, es mit weniger Mitteln weiterzuführen", verspricht Kossler. Die vielen tausend Internet-Zaungäste würde es wohl begrüßen.

(RP)
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