Leverkusen Steinbüchel: Handtaschenräuber stellt sich

Leverkusen · Am 5. November vergangenen Jahres entrissen zwei junge Männer einer 52-Jährigen Frau die Handtasche an einer Bushaltestelle. Doch erst jetzt veröffentlichte die Polizei Fahndungsfotos - mit Erfolg. Einer der Täter stellte sich.

 Überwachungskamera an der BayArena: Fotos aus solchen Anlagen, die es auch in vielen Bussen und Bahnen gibt, dürfen nicht ohne weiteres zur öffentlichen Fahndung genutzt werden.

Überwachungskamera an der BayArena: Fotos aus solchen Anlagen, die es auch in vielen Bussen und Bahnen gibt, dürfen nicht ohne weiteres zur öffentlichen Fahndung genutzt werden.

Foto: US

Am vergangenen Freitag erst hatte die Polizei die Fahndungsfotos veröffentlicht - am Sonntagabend stellte sich bereits einer der mutmaßlichen Täter und belegte damit eindrucksvoll, welche "Überzeugungskraft" dieses Instrument bei der Suche nach Verbrechern entwickeln kann. Immerhin liegt die Tat bereits ein Vierteljahr zurück, doch erst jetzt nach der Veröffentlichung der Fotos kam Bewegung in die Angelegenheit.

Gegen 19.30 Uhr betrat einen 17-Jähriger am Sonntag die Polizeiwache Wiesdorf. Der Leverkusener wurde von der Kripo vernommen, erkennungsdienstlich behandelt und anschließend seinen Eltern überstellt. "Die Ermittlungen zur Tatbeteiligung des Minderjährigen und seinem noch unbekannten Komplizen dauern an", teilte ein Polizeisprecher gestern mit.

Den beiden wird zur Last gelegt, am 5. November vergangenen Jahres an einer Bushaltestelle in Steinbüchel einer damals 52-jährigen Frau brutal die Handtasche entrissen zu haben.

Die Tat soll sich gegen 21.20 Uhr auf der Steinbücheler Straße wie folgt abgespielt haben: Die jungen Männer und ihr späteres Opfer stiegen gemeinsam aus dem Bus. Kurz darauf entrissen die Täter der Frau ihre Handtasche mit "brachialer Kraft", wie es die Polizei formulierte. Dann liefen sie in Richtung Oulusee davon. Die Frau wurde bei dem Überfall leicht verletzt.

Monatelang sah es so aus, als sollte das Duo ungeschoren davonkommen - bis sich die Ermittler mit den Fotos einer Überwachungskamera an die Öffentlichkeit wandten.

Warum nicht schon früher? Die Frage, die einem bei diesem Verlauf geradezu auf der Zunge liegt, ist aus polizeilicher Sicht jedoch nicht so einfach zu beantworten. Denn Fotos aus solchen Anlagen, die es in vielen Bussen und Bahnen aber auch der BayArena gibt, dürfen nicht ohne weiteres zur öffentlichen Fahndung genutzt werden.

"Dafür ist in jedem Einzelfall ein richterlicher Beschluss notwendig", betont die Polizei Köln/Leverkusen. Und den gebe es nicht so ohne weiteres.

"Die öffentliche Fahndung mit Fotos setzen wir nur zurückhaltend ein", sagt der Sprecher, denn: "Sie ist das machtvollste und für die Täter eindeutig empfindlichste Instrument." Soll heißen: Wer auf einem solchen Foto erscheint, gilt in seiner Umgebung augenblicklich als Straftäter.

Bei Profikriminellen, bei denen die Polizei davon ausgeht, dass sie ohnehin von außerhalb kommen (Betrügereien, Einbruchdiebstähle et cetera) setzt man relativ schnell auf den Foto-Effekt.

Bei den vermutlich ortsansässigen Tätern sei dies allerdings ein Mittel der letzten Wahl, eben weil es eine solche Breitenwirkung beinhalte, heißt es. Erst wenn die anderen Ermittlungs-Instrumente ausgeschöpft seien, erhalte man in der Regel die richterliche Genehmigung für Fotofahndung.

"Wir müssen verantwortungsvoll mit so etwas umgehen", sagt der Behördensprecher. Manchmal gebe es aber auch ganz banale Gründe, warum ein solches Fahndungsfoto erst relativ spät zum Einsatz komme: "Es gibt immer wieder Fälle, in denen wir erst zu einem späten Zeitpunkt überhaupt an die Fotos gelangen."

In Steinbüchel, soviel scheint festzustehen, hat sich der spätere Einsatz der Bilder offenbar dennoch gelohnt.

(RP)
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