Leverkusen Stadtspitze will sich vom Sparkassenchef trennen

Leverkusen · Die Spitze der Stadt Leverkusen hat Manfred Herpolsheimer gebeten, seinen Posten als Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Leverkusen niederzulegen und vorzeitig das Geldinstitut zu verlassen.

 Bei der Vorstellung der Bilanz 2015 schritten die Sparkassenvorstände (v.l.) Markus Grawe, Manfred Herpolsheimer und Rainer Schwarz vergangenen Donnerstag noch freundlich zum Gruppenfoto. Einen Tag später erfuhr Vorstandschef Herpolsheimer überraschend, dass er frühzeitig gehen soll.

Bei der Vorstellung der Bilanz 2015 schritten die Sparkassenvorstände (v.l.) Markus Grawe, Manfred Herpolsheimer und Rainer Schwarz vergangenen Donnerstag noch freundlich zum Gruppenfoto. Einen Tag später erfuhr Vorstandschef Herpolsheimer überraschend, dass er frühzeitig gehen soll.

Foto: Uwe Miserius

Sparkassenchef Manfred Herpolsheimer bestätigte unserer Redaktion gestern, dass die Stadtspitze von ihm eine "einvernehmliche Auflösung meines Vertrages" wünscht. Oberbürgermeister Uwe Richrath habe ihm dies am vergangenen Freitag in einem "dreiminütigem Gespräch" im Rathaus mitgeteilt. "Ich war vollkommen überrascht, ich bin heute noch fassungslos", sagte Herpolsheimer gestern unserer Redaktion weiter.

Die Atmosphäre zwischen dem gern dominierend auftretenden Sparkassenchef und Teilen des Stadtrates/Verwaltungsrates sowie der Stadtspitze gilt seit längerem als nicht ganz störungsfrei. Ein von Herpolsheimer Anfang des Jahres gewünschtes Klärungsgespräch mit Oberbürgermeister Richrath fand wohl nicht statt.

Schon unter Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn (CDU) wurde der Versuch unternommen, zumindest die Vertragsverlängerung für Herpolsheimer zu verhindern. Das scheiterte ganz knapp. Der Vertrag für Herpolsheimer läuft noch bis 30. September 2019. Dann wäre der Vorstandsvorsitzende 65 Jahre. Jetzt muss es der neue Oberbürgermeister Richrath (SPD) übernehmen, möglichst vornehm die Trennung vom Sparkassenchef zu vollziehen, der seit 1. Oktober 1999 den Vorstand leitet. Heute, Dienstag, solle er sich bereit halten, weil er gegebenenfalls zur Sitzung des Sparkassen-Verwaltungsrates hinzugezogen werde. Dies habe er gestern am Nachmittag per Mail erfahren, berichtete Herpolsheimer weiter.

Eine genaue Begründung für das vorzeitige Ausscheiden habe er vom Oberbürgermeister, der Vorsitzender des Sparkassen-Verwaltungsrates ist, nicht bekommen. Auch deshalb sei er so überrascht von dem Vorgehen. Das gehe hier irgendwie holterdipolter. Erst vergangenen Donnerstag habe er der Öffentlichkeit eine gute Bilanz 2015 vorgelegt und einen Tag später dann das.

Richrath habe zudem auch keinen Auftrag des Verwaltungsrates, mit ihm über eine Vertragsauflösung zu verhandeln: "Zumindest kenne ich keinen derartigen Beschluss des Verwaltungsrates. Dieser soll wohl am Dienstag nachgeholt werden", vermutete Herpols-heimer gestern. Was allerdings in dem Aufsichtsgremium vorgetragen werde, wisse er nicht.

Wenn es Probleme mit ihm gebe, dann gehöre es sich doch, "dass die Verantwortlichen erst mal mit mir sprechen", meinte der Noch-Sparkassenchef. Zudem müssten unter einen "einvernehmlichen" Auflösungsvertrag zwei Unterschriften stehen, also auch seine. Und Herpolsheimer signalisierte, dass er bis 2019 als Sparkassenchef arbeiten wolle. Insider argwöhnen aber auch, dass diese Haltung möglicherweise zur Strategie gehöre, die Höhe "Abfindung" zu steigern. Herpolsheimers Gehalt liegt bei rund 600.00 Euro.

Nach Informationen aus Sparkassenkreise soll auch die Atmosphäre mit den Vorstandsmitgliedern Markus Grawe und Rainer Schwarz gespannt sein. Die Mitarbeiterschaft klagt nach Informationen unserer Zeitung zudem teils über den enormen Druck, der vom Vorstandsvorsitzenden ausgehe. Einen Nachfolger für Herpolsheimer dürfte es wohl nicht sofort geben. Dann würde vermutlich Grawe zum Vorstandschef gewählt.

(RP)
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