Leverkusen Stadtrat streitet ums Klima in Wupsi-Bussen

Leverkusen · Wenn man den Verlauf der Debatte gestern Nachmittag im Leverkusener Stadtrat zum Thema Klimatisierung in Wupsi- Bussen im Fachjargon beschreiben sollte, müsste man wohl die Formulierung wählen: "Einige Redner sind aus der Kurve geflogen."

 2016 machte Wupsi-Chef Kretkowski (Mitte, mit Leverkusens Stadtchef Richrath und dem damaligen Landrat Tebroke) vor dem Altenberger Dom Werbung.

2016 machte Wupsi-Chef Kretkowski (Mitte, mit Leverkusens Stadtchef Richrath und dem damaligen Landrat Tebroke) vor dem Altenberger Dom Werbung.

Foto: Matzerath Ralph

Das Hin und Her um Wasserstoff-Antrieb, Elektrofahrzeuge, Kosten, Reichweiten und sonstige Parameter des städtischen Tochterunternehmens nahm zwischenzeitlich derart skurrile Züge an, dass man sich gewünscht hatte, irgendeiner möge doch den "Not-Halt" drücken.

Ausgangspunkt der politischen Schussfahrt war ein Antrag der CDU: Die Vertreter in den Gremien der Wupsi sollten demnach darauf hinwirken, dass bei Neuanschaffung von Fahrzeugen ab sofort elektrische Klima-Anlagen berücksichtigt würden, erläuterten die Christdemokraten. Die mit solch einer zusätzlichen Investition verbundenen Kosten verteilten sich schließlich auf 15 Jahre - so lange, wie Busse im Schnitt halten. "Wir finden das akzeptabel, weil es die Attraktivität für den Nahverkehr steigert und die Arbeitsbedingungen der Fahrer deutlich verbessert."

Fortan versuchten mehrere Redner, der CDU bei dem Thema die Vorfahrt zu nehmen, einige sprachen ihr gänzlich die Verkehrstauglichkeit ab. Bürgerliste, Grüne - immer neue Argumente wurden ins Rennen geschickt. Schließlich seien klimatisierte Busse eine Frage des Antriebs, argumentierten einige Redner: Wasserstoff oder Elektro-Motoren könnten im Gegensatz zu den herkömmlichen Diesel-Varianten eventuell Reichweitenprobleme bekommen. Dies sei aber doch im Aufsichtsrat bereits mit Wupsi-Chef Marc Kretkowski besprochen worden, hielten andere dagegen.

Oberbürgermeister Uwe Richrath (SPD) bot höflich an, bestimmte Punkte mit dem Wupsi-Chef eben noch einmal zu erörtern - und wurde prompt von CDU-Fraktionschef Thomas Eimermacher aufgefordert. Gas zu geben: "Wenn die Wupsi jetzt 16 Busse bestellt, dann möchten wir gerne, dass die Möglichkeit einer Klimaanlagentechnik gleich mit geprüft wird - bevor wir wieder 15 Jahre warten müssen, bis die Fahrzeuge ihren Turnus hinter sich haben."

Irgendwann platzte SPD-Fraktionschef Peter Ippolito der Kragen und er trat kräftig auf die Bremse: Er sei "entsetzt über die Qualität der Debatte", schimpfte er - die Diskussion ignoriere völlig die Beiträge im politischen Fachausschuss. Er habe im übrigen Verständnis, wenn das Busunternehmen keine Technik anschaffe, die dazu führe, dass die Fahrzeuge alle 35 Kilometer liegen bleiben, weil sie tanken müssten.

Die Wupsi selbst hatte in einer Stellungnahme vorab mitgeteilt, bei 180 Bussen im Endausbau gehe man von knapp 2,5 Millionen Euro Gesamtinvestitionen für Klimaanlagen aus. Hinzu kämen jährliche Betriebskosten von etwa 435.000 Euro.

Gleichwohl gab der Rat mehrheitlich freie Fahrt dafür, das Thema noch einmal prüfen zu lassen.

(RP)
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