Leverkusen Stadtkantorei: Drei musikalische Sichtweisen zum Leiden Christi

Leverkusen · Die Zuhörer hätten gerne kräftig applaudiert. Doch vor dem Chorkonzert zur Todesstunde Jesu hatte Pfarrer Dr. Detlef Prößdorf, der am Karfreitag den liturgischen Rahmen in der Christuskirche gestaltete, darum gebeten, es nicht zu tun. Unter Leitung von Hans-André Stamm verband die Stadtkantorei Leverkusen gemeinsam mit Marion Herbst-Bücher (Sopran), Volker Kammerer (Tenor), Steffen Bücher (Bariton), Stefan Kames (Klavier/Orgel) sowie Lennard Prößdorf (Perkussion) drei verschiedene Sichtweisen der Leiden Christi.

Unter dem Motto "Wo man singt, da lebt die Hoffnung" waren Besucher im ersten Teil eingeladen, sich ebenfalls zu beteiligen, notfalls auch mit "Lalala", schlug Prößdorf vor. Den Auftakt des Konzertes übernahmen fünf Hymnen und vier Meditationen zur "Saint John's Passion" von Bob Chilcott. In seinem drängenden, dramatischen Werk kombinierte der englische Komponist die Dichtkunst des 13. und 17. Jahrhunderts mit neuen, originellen Melodien. Die Musik ist zwar im Wesentlichen einfach im Charakter, doch erforderten verschiedene wiederkehrende Motive die volle Aufmerksamkeit der Zuhörer.

Diese lauschten kurz darauf mit geschlossenen Augen, als von der Empore die besinnlich-lyrische Arie aus der Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach "Erbarme dich, mein Gott" mit reich verziertem Gesang erklang. Mit "Cantus cacrimosus", "And the mother did weep", "Sancta Mater" und "Ave verum corpus" hatte Stamm einige wesentliche Chorsätze aus dem großen und gehaltvollen zeitgenössischen Chorwerk "Stabat Mater" ausgewählt, mit dem der englische Komponist Karl Jenkins weltberühmt wurde. Die Sänger bestachen darin mit grandios aufgebauten Spannungsbögen zwischen aufwühlendem Schmerz und tröstlicher Hoffnung, den Maria zu Füßen ihres gekreuzigten Sohnes empfunden haben musste.

Ehe im vierten Teil eine weitere Bach-Arie "Mache die mein Herze rein" aus der Matthäuspassion folgte, mahnte Prößdorf in einer kurzen Betrachtung an Hoffnung und Zuversicht. Gerade im aktuellen Leid um uns herum sollten wir uns als Christen außerdem Mitleid und Barmherzigkeit bewahren. Wenn uns das gelänge, so Prößdorf, dann sei das Opfer von Jesus nicht sinnlos gewesen. Das von Chor und Gemeinde gesungene Lied "Wenn ich einmal soll scheiden" bildete den Abschluss des emotionalen Nachmittags.

(gkf)
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