Leverkusen Stadt schafft Kita-Leitfaden ab

Leverkusen · 2016 hatte das Offene Konzept für Aufruhr gesorgt. Jetzt zieht die Stadt es zurück.

 Beigeordneter Marc Adomat

Beigeordneter Marc Adomat

Foto: umi (Archiv)

Rückzieher mag Marc Adomat es eigentlich nicht nennen, was der Kinder- und Jugendhilfeausschuss am Donnerstag entscheiden soll. Aber das, was das städtische Beratungspapier vorsieht, ist de facto ein Rückzug von einem Thema, das 2016 wochenlang Diskussionen in der Stadt befeuert hatte: den pädagogischen Leitfaden, den die Stadt auf Grundlage des Kinderbildungsgesetzes (KiBiz) für Kitas herausgebracht hatte. Name: "Rahmenkonzeption Tageseinrichtungen für Kinder der Stadt Leverkusen". Ihn zieht die Stadt nun zurück. Das Konzept soll nicht mehr umgesetzt werden, heißt es in der Vorlage für die Politik.

Stein des Anstoßes am Leitfaden war das Offene Konzept, bei dem Kinder selbst entscheiden können sollten, was sie gerade machen und an was sie teilhaben möchten. Mancher hatte da Anarchie in der Kita befürchtet. Der SSV Lützenkirchen, der ein Sportprogramm für übergewichtige Kinder in einer Kita angeboten hatte, fühlte sich so ausgebremst. Die Stadt hatte argumentiert, ein festes Angebot für eine ausgewählte Gruppe widerspreche Konzept und Inklusionsgedanken. Damals hatte Adomat betont: "Kinder sollen auch in diesem Alter entscheiden können: ,Will ich dies machen oder lieber etwas anderes?'"

Nun nimmt die Stadt vom Konzept unter anderem "aufgrund der in den vergangenen Monaten geführten Erörterungen und Erkenntnisse" Abstand. Kitas müssen nun bis Ende des laufenden Kita-Jahres "plus X" auf Kibiz-Grundlage ein eigenes einrichtungsspezifische pädagogische Konzeptionen erstellen. "Wer bei dem Offenen Konzept bleiben will, kann dies natürlich auch", merkt Adomat an, der die Kita-Leiter über das Aus fürs Rahmenkonzept informiert hat.

Der Stadtelternrat jubelt: "Somit ist es nun wieder jeder Einrichtung - im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben - selbst überlassen, mit welchem Konzept sie arbeiten möchte", betont Vorsitzende Irina Prüm: "Diese Entscheidung ermöglicht eventuell wieder mehr Wahlfreiheit für Eltern. Bei aller Kritik am Offenen Konzept ging es dem Stadtelternrat nie darum, das pädagogische Konzept der Gruppenfreiheit grundsätzlich abzuschaffen." Denn da, wo Eltern und Erzieher davon überzeugt sind, funktioniere es "sehr gut." Es sei dem Gremium eher wichtig, "dass jede Kita eine Konzeption braucht, die zu ihr passt".

Zuletzt sei die Umsetzung der Rahmenkonzeption durch eine Befragung bewertet worden. "20 Prozent der befragten Erzieher gaben an, dass ihnen das offene Konzept missfalle. Die Eltern nannten bei der Frage, was sich in den Kitas dringend ändern sollte, den Punkt ,Offenes Konzept missfällt' am häufigsten", berichtet Prüm. Adomat betont: Wichtig bleibe weiterhin die Beteiligung von Kindern. Das gebe das KiBiz nämlich vor.

(RP)
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