Leverkusen Stadt pflanzt Bäume vom Mittelmeer

Leverkusen · Rasenmähen und Unkrautjäten noch bis kurz vor Weihnachten: eine verkehrte Welt auch für das Amt Stadtgrün. Dem m Klimawandel trägt Leverkusen bei Baumpflanzungen Rechnung. Es gibt immer mehr Gehölze aus südlichen Region.

 Milder Winter allerorten: Dieter Rockser entdeckte am zweiten Weihnachtsfeiertag diese Osterglocke auf saftig grünem Rasen an den Rheinuferwiesen in Hitdorf. Muss die Blume jetzt in Weihnachtsglocke umbenannt werden?, fragt sich der Fotograf.

Milder Winter allerorten: Dieter Rockser entdeckte am zweiten Weihnachtsfeiertag diese Osterglocke auf saftig grünem Rasen an den Rheinuferwiesen in Hitdorf. Muss die Blume jetzt in Weihnachtsglocke umbenannt werden?, fragt sich der Fotograf.

Foto: Rockser

Milde Lüftchen wehen auch jetzt kurz nach Weihnachten immer noch über Leverkusen. Straßencafés haben Tische und Stühle immer noch im Freien stehen, und die Plätze sind nicht nur von Rauchern besetzt: Frühling mitten im Winter - verkehrte Welt: Davon kann auch Ulrich Hammer, Abteilungsleiter bei Stadtgrün, künden: "Das sind alles die Folgen der Klimakatastrophe", sagt er. Zu diesen Folgen gehört es, dass die Stadtgrün-Mitarbeiter bis vorige Woche noch Unkraut jäten und bis vor zwei Wochen noch die Rasenflächen mähen mussten, wie Hammer berichtet. "Es ist diesmal schon ein bisschen extrem", sagt er.

Es sei eben so mild gewesen, dass Rasen und Unkraut weiter ausgetrieben seien. Unter dem späten Mähen leide der Rasen aber nicht: "Er würde nur leiden, wenn das Laub noch auf dem Rasen läge. Dann fault er." Da die Mitarbeiter aber bis vor kurzem noch mit Unkrautjäten und Rasenmähen beschäftigt waren, sind sie weniger als in kühleren Jahren zu ihrer eigentlichen Winterarbeit gekommen, wie Hammer zugibt.

"Es bleibt uns jetzt weniger Zeit für die eigentliche Winterarbeit wie Roden und Gehölzschnitt", sagt Hammer. Es dürfe aber nur die Winterzeit bis Ende Februar für diese Arbeiten genutzt werden: "Danach beginnt die Vogelschutzzeit", erläutert er.

Dem Klimawandel trage die Stadt Leverkusen übrigens mittlerweile bei der Auswahl der Baumpflanzungen Rechnung. Dabei halte man sich an die Jahreslisten der Konferenz der deutschen Gartenbauamtsleiter, die erprobte Hölzer vorschlage. Und das seien mittlerweile immer mehr Arten aus dem Mittelmeerraum. So sei beispielsweise in Quettingen der sogenannte Blasenbaum angepflanzt worden. Dieser stammt ursprünglich aus Asien und trägt gelbe lampionartige Blüten. Im Friedenspark in Rheindorf werden laut Hammer im Januar Magnoliengepflanzt.

Und an der Bundesstraße 8 seien Götterbäume gesetzt worden, berichtet der Abteilungsleiter von Stadtgrün. Götterbäume stammen ursprünglich aus China. Seit Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Art in anderen Teilen Asiens sowie in Europa, Amerika, später in Afrika und Australien angepflanzt. Mittlerweile gibt es ihn auch wildwachsend weltweit in allen Gebieten mit gemäßigtem oder Mittelmeerklima.

Da jedoch immer mehr Bäume durch invasive, also eingeschleppte Krankheiten, Bakterien, Viren und Tierbefall geschädigt würden, setzte man in Leverkusen auf eine größere Vielfalt von Baumbepflanzungen: "Wenn wir mehr Arten haben, dann sind bei einem Befall die Ausfälle nicht so groß", sagt Hammer. Deshalb sei Leverkusen im Gegensatz zu Köln und Düsseldorf von der Platanen-Krankheit (Massaria) relativ verschont geblieben. Platanen seien in den 1960er und -70er Jahren vielfach als Straßenbäume bevorzugt worden und zeigten mittlerweile fast überall den Pilzbefall durch die Massaria-Krankheit. "Deshalb werden Platanen heutzutage auch nicht mehr angepflanzt", weiß Hammer.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort