Leverkusen "Ssst!" - wunderschönes Theater für Kinder ab zwei Jahren

Leverkusen · "Das war lustig!" In ihrem Urteil waren sich die jüngsten Zuschauer dieser Spielzeit weitgehend einig. Dabei war es genau genommen nicht nur lustig, sondern auch ein bisschen geheimnisvoll und zauberhaft bei "Ssst!", einer Theaterproduktion für Winzlinge ab zwei Jahren. Drei ausverkaufte Vorstellungen gab es im Forum-Studio, wo KulturStadtLev bereits seit einiger Zeit Angebote für diese Zielgruppe im Programm hat. Die Stühle auf den Zuschauerpodesten wurden dafür durch Sitzkissen ersetzt. Somit wurde dem jungen Publikum die Gelegenheit gegeben, sich ganz dicht am Geschen zu platzieren und alles aus nächster Nähe zu verfolgen.

Das Schauspieler-Duo Melanie Florschütz und Michael Döhnert war zum ersten Mal auf dieser Bühne zu Gast, aber vor zwei Jahren wurde hier bereits eine ihrer Inszenierungen (Anziehsachen) gezeigt. Genau wie damals lauschte auch jetzt das junge Publikum gebannt und erstaunlich still, wenn nicht gerade herzlich gelacht wurde. Das Theaterteam florschütz & döhnert versteht es einfach, die richtige Balance zu finden und ihre kleinen Zuschauer dabei niemals aus dem Blick zu verlieren.

Auf Sprache verzichten die beiden dabei völlig. Sogar bei der Begrüßung im Foyer, wo sich das Duo in seiner kuriosen Kleidung vorstellte. Alles, was es vorab zu sagen gab, flüsterten sie der Forum-Dramaturgin Claudia Scherb ins Ohr, die es im Anschluss laut übersetzte. Aber die Gesichter und die Haltung der beiden Mimen sagten ohnehin mehr als tausend Worte. Das hatten die Allerkleinsten ganz schnell verstanden und starrten fortan geradezu gebannt auf Melanie Florschütz, die mit ungläubig staunenden Augen auf ihre weite Pluderhose blickte, die sich anscheinend zum Rhythmus ihres trommelnden Kollegen bewegte. Was zappelt denn da bloß? Das Taschentuch und das Stückchen Würfelzucker, das sie daraus hervorzog, konnten es doch nicht sein.

Aber tief unten fand sich ein kleines weißes Stoff-Kaninchen, mit dem sich vortrefflich spielen lässt. Man kann es springen oder auch wieder verschwinden lassen. Man kann es auf einem gespannten Seil balancieren oder mit kräftigen Beinbewegungen durch den Raum schwimmen lassen. Es kann einen Hut als Boot benutzen und mit einem seidenen Taschentuch als Segel auf Seefahrt durch wilde Wellen gehen. Man kann mit ihm träumen und manches Abenteuer bestehen, vorausgesetzt, man lässt nur seiner Fantasie freien Lauf. Genau so, wie es Zwei-bis Vierjährige jeden Tag in ihren Kinderzimmern oder im Bett üben.

Langeweile kann da jedenfalls nicht aufkommen bei so einer ideenreichen Inszenierung, die ganz still und poetisch endet. Mit einem Lied unter dem Vollmond, den die aufgehängte Trommel darstellt. Eine wunderschöne allererste Theatererfahrung.

(mkl)
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