Lokalsport Verband heizt die Debatte um Rehm weiter an

Frechen · Im Kampf um einen Start des Paralympics-Siegers aus Leverkusen bei den Olympischen Spielen 2016 hat sich der Deutsche Behindertensport-Verband an Leichtathletik-Weltverbandspräsident Sebastian Coe gewandt.

In der Diskussion um die Vergleichbarkeit von Leistungen behinderter und nicht-behinderter Sportler will der Deutsche Behindertensportverband (DBS) nun den Internationalen Leichtathletik-Verband (IAAF) in die Pflicht nehmen.

Der hatte im August 2015 entschieden, Leichtathleten mit Prothesen von einer Teilnahme bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften auszuschließen, sofern diese nicht nachweisen können, dass ihnen die "mechanische Hilfe" keinen Vorteil verschafft. Diese Regel "144.3 (d)" ist zum 1. November 2015 in Kraft getreten und betrifft Sportler wie den Leverkusener Leichtathleten Markus Rehm, der 2014 Deutscher Meister der Nicht-Behinderten wurde. In diesem Jahr durfte er nur in getrennter Wertung starten, schaffte aber erneut den weitesten Sprung.

Friedhelm Julius Beucher, Präsident des DBS, und Vizepräsident Leistungssport, Dr. Karl Quade, hatten bereits unmittelbar nach diesem Entschluss deutliche Kritik geübt - und haben diese jetzt in einem Schreiben an IAAF-Präsident Sebastian Coe erneuert. "Dass die Athleten nun selbst den Beweis antreten müssen und nicht der internationale Sportverband, ist für uns schwer hinnehmbar und hat einen diskriminierenden Charakter. Leider bleibt uns nichts anderes übrig, als diese Entscheidung mit allen damit verbundenen Konsequenzen zu akzeptieren", heißt es.

Gleichzeitig wollen Beucher und Quade Klarheit und fordern konkrete Angaben, wie ein Athlet den geforderten Nachweis erbringen kann und welche Anforderungen ein solches Gutachten enthalten muss. "Es wäre sehr misslich, wenn Athleten der Traum von Olympia dadurch genommen würde, dass ein mögliches Gutachten nicht rechtzeitig fertig geworden wäre oder nicht den Kriterien der IAAF entspricht. Dem wollen wir durch frühzeitige Kontaktaufnahme vorbeugen", erklären Beucher und Quade, die auch für ein persönliches Gespräch mit Sebastian Coe zur Verfügung stehen und dieses Angebot in ihrem Schreiben unterbreitet haben.

Konkret geht es auf Initiative von TSV-Leichtathlet Markus Rehm um ein mögliches Gutachten für unterschenkelamputierte Weitspringer. "Dafür müssen wir wissen, welche Daten genau benötigt werden. Wir wollen vermeiden, dass wir ein Gutachten in Auftrag geben, welches dann eventuell nicht vom IAAF anerkannt wird. Schließlich ist die Erstellung eines solchen Gutachtens mit hohen Kosten verbunden. Ich bin für Gespräche bereit, brauche allerdings jetzt Klarheit", betonte Rehm, der in dieser Debatte eine große Chance sieht für die Leichtathletik und den Sport - und keine Gefahr. "Ich bin ein stolzer paralympischer Athlet und werde immer Mitglied der paralympischen Familie bleiben. Dennoch möchte ich auch die Möglichkeit haben, bei den Olympischen Spielen zu starten - sofern die sportliche Qualifikation erreicht und wissenschaftlich nachgewiesen ist, dass Athleten mit meiner Behinderung beim Weitsprung keinen Vorteil gegenüber Athleten ohne Prothese haben. Falls doch, akzeptiere ich das Ergebnis", sagte er.

(RP)
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