Lokalsport Stahl und Molitor müssen weiter hoffen

Kassel · Als Zweite und Dritte der Deutschen Meisterschaften haben beide gute Chancen, für die EM und dann für Rio nominiert zu werden. Es bleibt aber ein Dreikampf um zwei Plätze.

 Dritte in Kassel und Dritte in der Jahresbestenliste: Linda Stahl macht sich berechtigte Hoffungen auf die Nominierung für die Europameisterschaften im Juli in Amsterdam. Danach würde es weiter gehen nach Rio zu den Olympischen Spielen.

Dritte in Kassel und Dritte in der Jahresbestenliste: Linda Stahl macht sich berechtigte Hoffungen auf die Nominierung für die Europameisterschaften im Juli in Amsterdam. Danach würde es weiter gehen nach Rio zu den Olympischen Spielen.

Foto: wolfgang Birkenstock

Wie Idriss Gonschinska die gestrige Speerwurf-Entscheidung der Frauen bei den Deutschen Meisterschaften einordnen würde, hatte er bereits tags zuvor im Presseraum neben dem Kasseler Auestadion kundgetan. "In verschiedenen Disziplinen haben wir ein Luxusproblem der Nominierungen für die EM und Olympia", hatte der Cheftrainer des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) strahlend gesagt, und die Speerwerferinnen durften sich getrost angesprochen fühlen.

Schließlich hatten vor Kassel bereits vier von ihnen - Christina Obergföll (Offenburg, 64,96 Meter), Linda Stahl (63,10), Christin Hussong (Zweibrücken, 62,57) und Katharina Molitor (62,12) - EM-Norm (60,00 Meter) und Olympia-Norm (62,00) abgehakt. Im Auestadion ging es deshalb auch für die Leverkusenerinnen Stahl und Molitor darum, über den Deutschen Meistertitel das sichere Ticket für Rio zu lösen und so das Zittern zu vermeiden, das es eben gibt, wenn von vieren nur drei nominiert werden können.

Von diesen Vieren war es vor der stimmungsvollen Kulisse von 15.200 Zuschauern Christin Hussong, die den Wettkampf mit einem Paukenschlag zum Leben erweckte: Die U23-Europameisterin von 2015 brachte den Speer mit ihrem zweiten Wurf auf die neue Weltjahresbestweite von 66,41 Metern. Da blieb Linda Stahl, die wenig später dran war, erst einmal nur, artig die Konkurrentin zu beklatschen. Die 30-Jährige selbst mit 61,35 Metern wie auch Weltmeisterin und Titelverteidigerin Katharina Molitor (32) mit 62,86 Metern waren jeweils durchaus ordentlich in den Wettkampf gestartet, aber Hussongs Wurf ließ diesen anfänglichen Schwung des Leverkusener Duos spürbar und nachhaltig verpuffen.

Rastlos, ratlos, unzufrieden - so tigerten die beiden Bayer-Athletinnen im Tunnelblick über die Tartanbahn, beide auf der Suche nach dem Grund, warum der Speer an diesem Tag nicht so richtig weit fliegen wollte. Stahl steigerte sich noch einmal auf letztlich 61,44 Meter und wurde Dritte, Molitor holte Silber. Letztlich war es aber Christina Obergföll, die mit 59,93 Metern, Rang vier und Tränen in den Augen die größte Enttäuschung innerhalb des Quartetts aus Kassel mit nach Hause nehmen musste.

Hussong hat ihr Olympia- und EM-Ticket also sicher. Dahinter herrscht für Stahl und Molitor erst einmal weiter Unklarheit. "Ich hatte mir natürlich eine weitere Weite vorgenommen, trotzdem ist es jetzt so, dass ich hier Dritte geworden bin und davon ausgehe, dass ich für die EM nominiert werde. Denn ich bin auch Dritte in der Jahresbestenliste. Das war das Wichtigste, und dann sehen wir nach der Nominierung in ein paar Tagen weiter. Ich habe zwar nicht überragt, aber alle Vorgaben erfüllt", sagte Stahl.

Am Mittwoch will der DLV seinen Kader für die EM in Amsterdam (6. bis 10. Juli) bekanntgeben. Molitor sah es ähnlich: "Mit dem ersten Wurf war ich zufrieden, dann hätte ich gerne noch etwas drauf gelegt, um weitere Unklarheiten zu beseitigen, aber das hat nicht geklappt. Ich hoffe einfach, für die EM nominiert zu werden. Das Problem ist, dass man immer noch nicht weiß, woran man dran ist", sagte sie. Für den DLV ist es ein Luxusproblem. Für die Athleten selbst eher weniger.

(klü)
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