Britta Heidemann "Mich interessiert, was Athleten beschäftigt"

Leverkusen · Die Fechterin des TSV Bayer sitzt für die kommenden acht Jahre in der Athletenkommission des IOC. Bei der Wahl durch die Sportler bekam sie die meisten Stimmen. Ihren neuen Posten will sie nutzen, um das Leben von Sportlern zu verbessern.

Frau Heidemann, Sie sind mit dem besten Ergebnis in die Athletenkommission des IOC gewählt worden. Überrascht Sie das Ergebnis?

Heidemann Ich war den letzten Tag schon etwas aufgeregt, denn man konnte sehr schwer abschätzen, wer auf welchem Platz liegt. Ich habe die meisten Stimmen hier abbekommen. Das freut mich natürlich sehr, die Unterstützung von den Athleten. Ich habe in den letzten drei Wochen so unglaublich viel mit so vielen Athleten verschiedener Länder hier im Dorf gesprochen, dass mich das einfach freut, dass die Athleten den Eindruck haben, ich würde sie gut vertreten.

Wie sah Ihr Wahlkampf aus?

Heidemann Ich habe nicht getanzt.

Womit haben Sie versucht, zu überzeugen?

Heidemann Mit Worten. Etwas anderes hätte aus meiner Sicht gar keinen Sinn gemacht. Es war einfach unglaublich wichtig, dass ich mit vielen gesprochen habe, nach den Sportarten gefragt habe und was ihre Sorgen sind. Es ist ja kein Geheimnis, dass zum Beispiel Transport ein immer wiederkehrendes Problem ist bei Olympischen Spielen. Darüber wurde sich viel beklagt, und da konnte ich wunderbar mitreden, weil ich drei Olympische Spiele mitgemacht habe. Mich hat interessiert, was die Athleten beschäftigt. Das kann ich hoffentlich mit in die Aufgabe nehmen, die ich jetzt haben werde.

Was beschäftigt ihrer Meinung nach die Sportler, welchen Herausforderungen stehen sie gegenüber?

Heidemann Die Probleme sind über die Sportarten verteilt alle ähnlich gelagert. Das geht vom Transport über die Qualifikationsmodi, über die Wettkampfbedingungen - in den internationalen Verbänden gibt es auch immer Unstimmigkeiten - und geht bis hin zu ganz großen Themen, wie man einen besseren Anti-Doping-Kampf präventiv hinbekommt. Ich werde jetzt im Laufe der nächsten Zeit erfahren, in welche Nische man sich setzen kann.

Welche Hilfestellungen konnte Ihnen dabei die bisherige IOC- Kommissionsvorsitzende Claudia Bokel für die neue Aufgabe geben?

Heidemann Claudia musste sich zurecht neutral verhalten in dem ganzen Wahlprozess. Um das nicht zu strapazieren, haben wir auch in den letzten Wochen sehr wenig Kontakt gehabt. Ich habe 2008 ihren Wahlkampf mitverfolgen können, wie sie mit einer Ausdauer im Dorf gestanden und auch mit den Athleten gesprochen hat. Das war erfolgreich. Da habe ich das einfach auch gemacht.

Weshalb wollten Sie in die Athletenkommission?

Heidemann Letztes Jahr hat mich die deutsche Athletenkommission gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, für die IOC-Athletenkommission zu kandidieren. Das war nicht auf meiner Agenda, also ein Wunschjob, den ich mir vorgenommen habe. Aber das passt jetzt für mich, weil ich selbstständig bin. Ich kann den zeitlichen Aufwand betreiben. Und meine große Hoffnung ist, mit diesem Job im Hintergrund vor allem in Deutschland auch noch etwas zu verbessern für die Athleten.

Was hoffen Sie, bewegen zu können?

Heidemann Es gibt auch da die üblichen verdächtigen Themen wie bessere duale Karriereplanung, bessere Nachwuchsakquise, der Übergang von Abitur zu Studium oder Ausbildung.

Jelena Issinbajewa, die in Rio nicht starten durfte, ist ebenfalls in die Kommission gewählt worden. Wie sehen Sie das?

Heidemann Das ist eine demokratische Wahl. Und offensichtlich hat sich gezeigt, dass die Athleten sich für sie entschieden haben. Dafür sind solche Wahlen ja gedacht.

AUFGEZEICHNET IN RIO VON MARTIN KLOTH (DPA)

(RP)
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