Volker Fried, Trainer Des Rthc Bayer Leverkusen "Das Verarbeiten wird seine Zeit dauern"

Leverkusen · Zum zweiten Mal in Folge verpassten die Hockeydamen den Aufstieg am letzten Spieltag.

Volker Fried, Trainer Des Rthc Bayer Leverkusen: "Das Verarbeiten wird seine Zeit dauern"
Foto: Miserius Uwe

Leverkusen Als Spieler nahm Volker Fried an vier Olympischen Spielen sowie etlichen Welt-und Europameisterschaften teil und absolvierte 290 Länderspiele für Deutschland. Seit anderthalb Jahren trainiert der 55-Jährige die Regionalligadamen des RTHC. RP-Mitarbeiter Tobias Knüfermann sprach mit dem Olympiasieger von Barcelona 1992 über den verpassten Aufstieg, fehlenden Siegeswillen und die Zukunft der Mannschaft.

Herr Fried, Sie haben mit Ihrer Mannschaft zum zweiten Mal in Folge den Sprung zurück in die zweite Hockey-Bundesliga verpasst. Wie ist die Stimmungslage?

Fried Ich kann nicht verhehlen, dass es eine riesengroße Enttäuschung für uns alle ist. Für die Mannschaft, für mich und für den Verein. Wir hatten uns den Aufstieg vor der Saison zum Ziel gesetzt und haben es wieder nicht geschafft. Es wird noch seine Zeit dauern, bis man das verarbeitet hat.

Woran hat es aus Ihrer Sicht gelegen?

Fried Die Aufarbeitung ist nicht so einfach. Man hinterfragt vieles, auch sich selbst und durchleuchtet, was nicht gut gelaufen ist. An einzelnen Punkten, Mannschaftsteilen oder bestimmten Situationen kann und darf man den verpassten Aufstieg nicht festmachen. Fest steht für mich, dass wir den Aufstieg nicht im letzten Spiel vergeigt haben. Zwar war das 2:3 gegen Essen unsere einzige und ausgesprochen unnötige Saisonniederlage, aber wir hatten genug Möglichkeiten, die Punkte vorher zu holen. Nur drei Siege und vier Unentschieden in acht Partien reichen eben nicht aus.

Aber es muss doch Gründe geben, dass es jetzt schon zum zweiten Mal nicht geklappt hat.

Fried Wenn es drauf ankommt, wenn es in die entscheidende Phase geht, dann muss man eine körperliche Präsenz zeigen, die auch die Gegner spüren. Das habe ich bei meiner Mannschaft nicht erkennen können. Dieser unbedingte Siegeswille war in der Rückrunde nicht durchgängig bei allen und in jedem Spiel zu spüren. Schauen Sie sich doch die Isländer bei der Fußball-Europameisterschaft an. Spielerisch ist das lange nicht die beste Truppe, aber die wollten es unbedingt. Das hat man in jedem Gesicht gesehen. Wenn eine Mannschaft dieses Phänomen besitzt, Selbstvertrauen versprüht und das im richtigen Moment abruft, ist sie klar im Vorteil. Das gilt nach außen und nach innen.

Apropos Vorteil. War es vielleicht nicht von Vorteil, dass die gesamte Regionalliga den RTHC von vornherein auf den Favoritenstuhl setzte?

Fried Wir haben das doch genauso gesehen. Auch jetzt sage ich noch, dass wir spielerisch das stärkste Team der Liga waren. Aber wir haben es in der Rückrunde eben nicht auf die Platte bekommen.

Wird es in der nächsten Saison einen dritten Anlauf geben?

Fried Ja, wir alle wollen aufsteigen.

Mit welchem Kader soll das gelingen? Gibt es externe Zugänge?

Fried Nach jetzigem Stand wird sich der Kader nicht verändern. Es ist sehr schwer, von Außen Verstärkung zu bekommen, weil es um uns herum viele andere große Vereine gibt. Rot-Weiß Köln, der Düsseldorfer HC und Uhlenhorst Mülheim spielen in der Bundesliga, Blau-Weiß Köln, der Bonner THV und der Club Raffelberg in Liga zwei. Dazu kommen nun ETuf Essen, Krefeld und Gladbach. Da kannst du nur punkten, wenn du als Verein besondere Qualitäten vorweisen kannst und sportliche Möglichkeiten bietest. Nicht nur für potenzielle externe Zugänge, sondern auch für unseren eigenen Nachwuchs. Unsere tolle Vereinsanlage reicht da nicht aus.

(knue)
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