Leverkusen/Köln Spatenstich an A 1-Brücke mit Trillerpfiffen

Leverkusen/Köln · Begleitet von lautstarken Protesten der rund 40 Demonstranten haben Landesregierung und Baubetrieb Straßen.NRW gestern auf der Kölner Seite mit einem Spatenstich den Bau der neuen Brücke der Autobahn 1 gestartet. Der erste vierspurige Bauabschnitt der 4,5 Kilometer langen Stecke über den Rhein soll 2020 fertig sein.

 Kläre Desgrandes von der Bürgerliste will den langen Tunnel.

Kläre Desgrandes von der Bürgerliste will den langen Tunnel.

Foto: Bernd Bussang

Der ungewöhnliche Spatenstich erfolgte auf einem Holzboden in einem Zelt. Grund dafür waren lautstarke Proteste von rund 40 Demonstranten, die vor dem Zelt mit Trillerpfeifen, Topfschlägen und immer wieder Zwischenrufen auf sich aufmerksam machten. So waren die Redner im Zelt froh um das Mikrofon, das es ihnen doch noch ermöglichte, sich verständlich zu machen. Zuvor hatte es am Zelteingang kleinere Rangeleien mit Ordnungskräften gegeben, als Demonstranten versucht hatten, in das nur für geladene Gäste geöffnete Zelt zu gelangen.

"Trillerpfeifen sind völlig in Ordnung", sagte Landesverkehrsminister Hendrik Wüst (CDU). "Allen Beteiligten ist bewusst, dass es Vorbehalte und Sorgen gibt, und wir nehmen diese Sorgen ernst." Wüst sprach von einem "guten Tag" und unterstrich die Notwendigkeit des Großbauprojekts. Die alte A 1-Brücke sei "keine gute Visitenkarte für den Standort und eine Belastung für die Menschen in der Region". Die Landesregierung habe weitere 13 Stellen zur Beschleunigung des Bauprojekts eingerichtet und zusätzlich 18 Millionen Euro für externe Planer bereitgestellt. Ausdrücklich dankte der Minister seinem Vorgänger im Amt, Mike Groschek (SPD), für die geleistete Arbeit.

 Winfried Krüger aus Bürrig hat einen Vorschlag für den Oberbürgermeister.

Winfried Krüger aus Bürrig hat einen Vorschlag für den Oberbürgermeister.

Foto: Bernd Bussang

Die Direktorin von Straßen.NRW, Elfriede Sauerwein-Braksiek, betonte die Herausforderung des Großprojekts: "Wir wollen die Brückenhälften jeweils innerhalb von drei Jahren fertigstellen, das ist ehrgeizig. Mit den ausführenden Firmen haben wir deshalb Vertragsstrafen vereinbart, um den Zeitplan einzuhalten." Die Arbeiten sollen bei fließendem Verkehr erledigt werden, Sperrungen sollen sich "auf ein Minimum beschränken", so Sauerwein-Braksiek.

Das Brückenprojekt, zu dessen Verwirklichung die alte Giftmülldeponie in der Dhünnaue geöffnet werden muss, bleibt heftig umstritten. Das zeigte auch die - überschaubare - Zahl von Protestlern vor dem Zelt, die ihrem Unmut Luft machten. Einen Erdhaufen, der für den Spatenstich hätte genutzt werden sollen, hatten die Brückengegner mit Grabkerzen "geschmückt".

 Mareike Fromme fürchtet den Eingriff in die Deponie.

Mareike Fromme fürchtet den Eingriff in die Deponie.

Foto: B. Bussang

"Der Giftberg muss geschlossen bleiben", sagt Kläre Desgrandes von der Wählervereinigung Bürgerliste. "Die ohnehin schon schlechte Luft in Leverkusen darf nicht noch mehr verpestet werden." Christopher Engelmann, der keiner Initiative angehört, hatte über Facebook zu einem "Protestspaziergang" aufgerufen. Das Risiko, die Deponie zu öffnen, hält er für zu groß. "400 Meter weiter leben Anwohner, 600 Meter entfernt gibt es ein Krankenhaus und ein Altenheim." - "Wir sitzen auf einem Pulverfass", sagt die Leverkusenerin Mareike Fromme. Und auch Winfried Krüger aus Bürrig sorgt sich um Feinstaub und hohe Lärmwerte vor allem in der Nacht.

Nach dem Spatenstich an der Brücke wird dort mit dem Bau eines Regenrückhaltebeckens begonnen. Die Arbeiten für den Neubau starten im Frühjahr. Ende 2020 sollen die vier Spuren des ersten Bauwerks für den Verkehr auch über 3,5 Tonnen freigegeben werden. Anfang 2021 beginnt dann der Abbruch der alten Brücke, der ein Jahr dauern soll. Zu Beginn des Jahres 2022 startet dann die Errichtung einer weiteren Brücke mit vier Spuren, die 2024 fertig sein soll.

Am 11. Oktober hatte das Bundesverwaltungsgericht durch Abweisung einer Klage von Brückengegnern gegen das Planfeststellungsverfahren die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen.

(bu)
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