Leverkusen Sparkasse holt Christian Wulff als Gastredner

Leverkusen · Der ehemalige Bundespräsident (CDU) wird beim Neujahrsempfang des Geldinstituts in Leverkusen einen Exklusiv-Vortrag halten. Thema: "Das Ansehen und die Aufgaben Deutschlands in der Welt".

Christian und Bettina Wulff bei "Die Goldene Deutschland"-Verleihung
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Christian und Bettina Wulff gemeinsam zurück auf dem roten Teppich

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Foto: dpa, udu kno

Hoher Besuch ist bei der Sparkasse Leverkusen zu den verschiedensten Anlässen immer gern gesehen: Der frühere NRW-Ministerpräsident Peer Steinbrück, Linke-Vordenkerin Sahra Wagenknecht, ihr Ehemann Oskar Lafontaine, Bayerns früherer Ministerpräsident Edmund Stoiber - sie und viele andere haben Empfängen des Geldinstituts in der Vergangenheit den Promi-Faktor verliehen, meist gegen ein gutes Honorar.

Doch jetzt fügt Sparkassen-Vorstandschef Manfred Herpolsheimer seiner illustren Gästeliste noch einen Überraschungscoup hinzu: Mit Christian Wulff gibt sich am Donnerstag, 21. Januar, ein waschechter Ex-Bundespräsident die Ehre.

Der 1959 in Osnabrück geborene Jurist war von 2010 bis 2012 der zehnte Präsident der Bundesrepublik Deutschland, zuvor war er sieben Jahre lang niedersächsischer Ministerpräsident. Erste Reaktionen aus der Bevölkerung fielen gestern überwiegend negativ aus: Auf der Internet-Plattform Facebook äußerte sich etwa der Vorsitzende der Leichlinger SPD-Stadtratsfraktion, Matthias Ebecke, die Sparkasse habe mit der Verpflichtung Wulffs "den Rubikon überschritten". Die sieht das erwartungsgemäß völlig anders: "Natürlich sind wir sehr stolz, dass wir Herrn Wulff verpflichten konnten", ließ Herpolsheimer gestern über seinen Pressesprecher wissen. Zumal es nicht irgendein Vortrag sein wird, den der Politiker beim Neujahrs-Termin in Leverkusen halten wird. Das Thema sei in persönlichen Gesprächen zwischen Wulff und der Sparkassenleitung entwickelt worden, hieß es. Das Impulsreferat sei exklusiv und werde nirgendwo anders gehalten.

Welche Auswirkungen dies auf das Honorar des einstmals höchsten Vertreters im Staat haben wird, dazu äußerte sich die Sparkasse gestern ebenso wenig, wie über die Gesamtausgaben für den Vortrag am 21. Januar. Immerhin: Eine Veröffentlichung des Handelsblatts über Unternehmer, Politiker, Sportler oder Wirtschaftsexperten und deren Honorare ergab interessante Anhaltspunkte, die zeigen, was in der Branche allgemein gefordert und oft auch bezahlt wird: Während es demnach den ehemaligen Ministerpräsidenten Peer Steinbrück schon für 20.000 Euro gibt, sollen für Ex-Außenminister Joschka Fischer 25.000 Euro, den damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder angeblich gar 75.000 Euro fällig werden.

Geld hat im bisherigen Karriereverlauf von Christian Wulff bisweilen eine unrühmliche Rolle gespielt. Am 17. Februar 2012 trat er vom Amt des Bundespräsidenten zurück. Er begründete seinen Schritt mit geschwundenem Vertrauen. Einen Tag zuvor hatte die Staatsanwaltschaft Hannover die Aufhebung seiner Immunität wegen des Verdachts der Vorteilsannahme beantragt, um Ermittlungen beginnen zu können. Nach dem Rücktritt wurde öffentlich diskutiert, ob Wulff Anspruch auf den Ehrensold habe, der Ex-Bundespräsidenten nach regulärem Ende ihrer Amtszeit oder nach einem Rücktritt aus politischen oder gesundheitlichen Gründen zusteht.

Am 27. Februar 2014 wurde Wulff vor Gericht freigesprochen; zudem erhielt er eine Entschädigung. Im selben Jahr eröffnete er eine Rechtsanwaltskanzlei in Hamburg.

(RP)
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