Zahl der Unfalltoten gestiegen So will die Polizei Unfälle auf der Autobahn verhindern

Leverkusen/Köln · Eine dramatische Steigerung um 200 Prozent bei den Verkehrstoten versetzt die Köln-Leverkusener Polizei in erhöhte Alarmbereitschaft. Polizeipräsident Jürgen Mathies spricht von einer "dramatischen Entwicklung". Aber wie lässt sich die Zahl der schweren Unfälle reduzieren?

 In der vergangenen Woche stießen drei Lkw, ein Wohnmobil und ein Pkw auf der A 1 kurz vor Leverkusen zusammen. Der Wohnmobilfahrer starb. Gegen die Unfalltoten auf den Autobahnen will Polizeipräsident Jürgen Mathies (kleines Foto) nun massiv angehen - vor allem durch schärfere Kontrollen.

In der vergangenen Woche stießen drei Lkw, ein Wohnmobil und ein Pkw auf der A 1 kurz vor Leverkusen zusammen. Der Wohnmobilfahrer starb. Gegen die Unfalltoten auf den Autobahnen will Polizeipräsident Jürgen Mathies (kleines Foto) nun massiv angehen - vor allem durch schärfere Kontrollen.

Foto: UM, sug

Fotos von zerstörten und ausgebrannten Fahrzeugen hängen an einer Wand im Kölner Polizeipräsidium. Auf einer Karte sind die Orte eingezeichnet, an denen die Polizei die fotografierten Wagen und Motorräder vorfand. "In diesem Jahr sind schon 18 Menschen bei Verkehrsunfällen auf den Autobahnen rund um Köln und Leverkusen getötet worden", sagte Polizeipräsident Jürgen Mathies gestern vor Pressevertretern. "Das ist eine Steigerung von 200 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damals verzeichneten wir bis Ende Mai sechs Verkehrstote." Die Entwicklung sei dramatisch. "Deshalb wollen wir dafür sorgen, dass der Autobahnbezirk sicherer wird."

Zu hohe Geschwindigkeit, zu geringer Abstand und Ablenkung durchs Handy seien die Hauptursachen für die steigende Zahl an Unfällen. Brennpunkte gebe es nicht. "Die Unfälle verteilen sich über das Autobahnnetz. Die besonders schweren haben sich allerdings auf Autobahnteilstücken ereignet, auf denen es keine Geschwindigkeitsbegrenzung gibt."

Mehr Kontrollen gegen Raser, Drängler und Handynutzer

Mit Kontrollen will die Polizei Rasern, Dränglern und Handynutzern am Steuer zu Leibe rücken. "Ich habe schon Autofahrer gesehen, die das Handy auf den Beinen liegen hatten und meinten, während der Fahrt eine SMS tippen oder eine Whatsap schicken zu können", berichtet Mathies. Wer sich so verantwortungslos verhalte, dürfe künftig nicht damit rechnen, ungeschoren davon zu kommen. "Wir werden unsere Kontrollen massiv ausweiten und auch dort stehen, wo man uns nicht vermutet, etwa in Baustellen", kündigt er an. Zu diesem Zweck habe man von anderen Polizeibehörden Messgeräte angefordert und hoffe, bald bis zu acht Geräte gleichzeitig einsetzen zu können.

Denn die Entwicklung auf den Autobahnen um Köln und Leverkusen sei in NRW außergewöhnlich. "Auch in Bielefeld bereiten die Unfallzahlen Sorge, aber sie liegen bei weitem nicht so hoch wie bei uns." Schnelles Handeln sei erforderlich. "Es geht uns nicht darum, Bußgelder einzutreiben, sondern Leben zu retten."

Tödlicher Unfall auf der A1
6 Bilder

Tödlicher Unfall auf der A1

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Foto: Uwe Miserius

Aufprall mit 80 km/h entspricht Fall aus 40 Metern

Um die Dramatik der Lage zu verdeutlichen, hatte sich Mathies einen Fachmann zur Seite geholt: Physikprofessor André Bresges von der Uni Köln. "Autos werden immer leistungsfähiger und sicherer. Aber die beste Technik kann nicht vor der Physik schützen", sagte der Experte. So komme ein Aufprall mit Tempo 50 einem Sturz von zehn Metern Höhe gleich. Ein Aufprall mit 80 km/h entspreche bereits einem Fall aus 40 Metern. "Irgendwann kann die Sicherheitstechnik nichts mehr machen." Insbesondere das Fahren in einem Stau sei kompliziert. Er warb für mehr Assistenzsysteme in den Fahrzeugen, die auf ausreichenden Abstand zu anderen Verkehrsteilnehmern achten und vor Staus warnen.

Bis solche Systeme Standard sind, will die Polizei die Fahrer durch die stärkeren Kontrollen sensibilisieren. "Es ist reines Glück, wenn ein Mensch nur schwer verletzt und nicht tot ist", sagt Martin Lotz, Leitender Polizeidirektor. Geschwindigkeitsbegrenzungen einführen kann die Polizei nicht. "Wir können es aber den Kommunen an gefährlichen Stellen - zum Beispiel auf der A3 - vorschlagen", sagt Mathies. Das werde man jetzt auch machen.

(sug)
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