Leverkusen So tanzen die Mariechen

Leverkusen · Karneval rückt näher, das bedeutet Showtanz-Hochzeit. Jessica Longerich gehört zu den aktiven Corps der Monheimer Altstadtfunken, war früher bei den Hetdörper Mädche un Junge aktiv und hat versucht, RP-Reporterin Daniele Funke klassische Tanzfiguren beizubringen.

 Auch die Beine im Takt auf Kniehöhe anzuziehen, ist nicht so einfach. Doch Jessica Longerich ist Profi. Bei ihr sieht es aus wie eine leichte Übung. Und sie lächelt.

Auch die Beine im Takt auf Kniehöhe anzuziehen, ist nicht so einfach. Doch Jessica Longerich ist Profi. Bei ihr sieht es aus wie eine leichte Übung. Und sie lächelt.

Foto: Ralph Matzerath

Wenn ein Name tatsächlich Programm ist, dürften mir die Tanzschritte eines Funkenmariechens ja eigentlich kein großes Problem bereiten. Und so, wie Jessica Longerich scheinbar mit Leichtigkeit ihre Beine schmeißt, kann das ja alles auch gar nicht so schwer sein. Aber, es gibt zwei gravierende Unterschiede zwischen der jungen Hitdorferin und mir: Jessica tanzt seit ihrem fünften Lebensjahr und ist gerade mal halb so alt wie ich.

"Aufwärmen ist das A und O", sagt die 23-Jährige und schlüpft in ihr Trainingsdress: eine kurze Sporthose, ein Top, darunter Strumpfhose und die klassischen roten Stiefel ihrer Gardeuniform. "Wir wärmen uns in der Regel mit Dehnübungen und Laufen auf, ansonsten gibt's tierischen Muskelkater", sagt Jessica und spreizt im Sitzen die Beine, beugt sich geschmeidig mit dem Oberkörper abwechselnd zum linken und rechten Bein.

 Beineschmeißen bis über den Kopf, das können nur echte Mariechen.

Beineschmeißen bis über den Kopf, das können nur echte Mariechen.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Bei mir reißt und ziept es an allen Ecken und Enden, ich ächze, und Jessica lächelt mitfühlend. "Dass es so schwer ist, liegt nur an der Jeans", tröste ich mich gedanklich und lasse mir jetzt DIE klassische Funkenmariechen-Tanzfigur zeigen: "Beineschmeißen". Dazu nähme man folgende Startposition ein, sagt Jessica, und macht sie mir direkt vor: die Füße leicht versetzt nach außen drehen, Beine durchdrücken, die Arme anwinkeln, Hände in die Hüften und den Oberkörper gerade halten. Es sieht anmutig aus, grazil, die Haltung ist auch gar nicht so schwer. Während das anschließende Beineschmeißen bei Jessica an Leichtigkeit schwer beeindruckt (mindestens bis hoch zu den Schultern), erinnert mein tänzerisches Tun (bis maximal zur Hüfte) doch eher an einen Hampelmann.

Auch die nachfolgende Übung - Beine auf Kniehöhe anzuwinkeln - wirkt bei mir eher wie ein schlechter Schuhplattler. Wir lachen. "Das ist eben jahrelanges Training", versucht mich die gelernte Lohnsachbearbeiterin zu ermuntern. Zweimal die Woche treffen sich die rund 30 aktiven Corpsmitglieder der Monheimer Altstadtfunken, sind fast das ganze Jahr über im Training.

 Der Spagat bedarf eines regelmäßigen Trainings.

Der Spagat bedarf eines regelmäßigen Trainings.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Seit fünf Jahren tanzt die junge Frau in der Garde und bildet mit "ihrem" Offizier eines der Tanzpaare, davor war sie neun Jahre lang beim Hitdorfer Karnevalsverein KG Hetdörper Mädche un' Junge aktiv. "Ich bin in einer Karnevalsfamilie großgeworden und hab schon mit fünf Jahren das Tanzen begonnen. Mir war immer klar, dass ich mal in einer Garde mitmachen möchte, das macht so viel Spaß", schwärmt sie.

Jessica möchte eine andere Figur vormachen. Spagat. Ich winke ab. Was mich noch mehr als die sportlichen Aktivitäten beeindruckt ist, ist die Fähigkeit, auf Knopfdruck zu lächeln. "Das ist mir anfangs richtig schwergefallen. Auf der einen Seite, mich auf die Übungen zu konzentrieren, auf der anderen Seite das Lachen nicht zu vergessen. Mittlerweile geht das von ganz alleine", sagt Jessica - und lächelt.

Auch die optische Verwandlung vor einem Showtanzauftritt klappt reibungslos und zügig: "Wir müssen die Uniform anziehen, uns stark schminken", beschreibt die dunkelhaarige Karnevalistin und erblondet kurzfristig durch die klassische Perücke, Hut und Federn müssen festgesteckt werden.

Und obwohl die junge Hitdorferin ein echter Tanzprofi und ein wunderschönes Funkemariechen ist, quält sie doch vor jedem der 30 bis 40 Auftritte in der Session großes Lampenfieber. "Ich weiß nicht warum, aber vielleicht muss es so sein, um Höchstleitungen bringen zu können."

(RP)
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