Leverkusen Demo: Sitzblockaden gegen Pro NRW

Leverkusen · Pro NRW demonstrierte mit einem kleinen Häuflein von etwa zwei Dutzend Leuten zum Thema Flüchtlingsunterkünfte in Leverkusen. Das Bündnis "Leverkusen nazifrei" brachte etwa 500 Demonstranten in Rheindorf auf die Straßen.

Pro NRW mit Sitzblockaden gestoppt
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Pro NRW mit Sitzblockaden gestoppt

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45 Platzverweise und 15 Strafanzeigen, überwiegend wegen Nötigung für Teilnehmer einer Sitzblockade: Das ist die Bilanz der beiden Demonstrationen, zu der Pro NRW und das Bündnis "Leverkusen nazifrei" für Samstag nach Rheindorf aufgerufen hatten. Die Polizei war mit Hundertschaften vor Ort und versuchte die meiste Zeit, das kleine Häuflein der Pro NRW-Anhänger und der etwa 500 Gegendemonstranten voneinander zu trennen.

Ein leichtes Schmunzeln konnte sich Lutz van der Horst nicht verkneifen. Der Außenreporter der satirischen "heute-show" des ZDF brauchte einige Anläufe, ehe er mit ernster Miene von einer "Riesendemo" sprechen konnte, während sein Kamera-Mann auf das recht überschaubare Häuflein von rund zwei Dutzend Pro NRW-Anhängern schwenkte. Die waren inmitten von einigen Hunderten von Gegendemonstranten und einem Großaufgebot der Polizei zwischenzeitlich nur noch an den im Wind flatternden Deutschland-Fahnen zu erkennen, die die rechtspopulistische Vereinigung zuvor verteilt hatte.

Mit Sitzblockaden sperrten die Demonstranten des Bündnisses "Leverkusen nazifrei" den von Pro NRW angemeldeten Umzugsweg ab. Die Polizei hatte in der Hauptsache damit zu tun, die beiden Lager voneinander getrennt zu halten.

Mit Sitzblockaden sperrten die Demonstranten des Bündnisses "Leverkusen nazifrei" den von Pro NRW angemeldeten Umzugsweg ab. Die Polizei hatte in der Hauptsache damit zu tun, die beiden Lager voneinander getrennt zu halten.

Foto: Uwe Miserius

Statt sich von der Felderstraße, wie geplant, auf die große Runde Richtung Solinger Straße zu machen, ging es für die zwei Dutzend zunächst einmal rund zwei Stunden lang keinen Schritt weiter. Zeitweise mehr als 500 Personen blockierten die Strecke und versuchten, die Kundgebung mit Trillerpfeifen, Tröten, Fanfaren, Pauken und anderen Lärminstrumenten und allerlei Rufen zu übertönen und zu stören.

Viele der Blockierer, von denen sich einige auch auf die Straße setzten, kamen (oft auf Schleichwegen) geradewegs von der offiziell genehmigten Gegendemo auf dem Königsberger Platz. Rund 400 Teilnehmer waren dem Aufruf des Bündnisses "Leverkusen nazifrei" (aus Flüchtlingsrat, Jusos, Grünen, Linkspartei, Piraten und Antifa) gefolgt - darunter auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Karl Lauterbach. "Ich finde es schön, dass Flüchtlinge hier in Leverkusen offen empfangen werden und so einen guten Start haben. Ich bin heute hier, um dafür zu kämpfen, dass das auch so bleibt", betonte Lauterbach. Das war auch zahlreichen Rheindorfern ein Herzensanliegen, die sich nicht nur auf dem Königsberger Platz, sondern auch (teilweise ganz spontan) der späteren Blockade der Pro NRW-Demo anschlossen. Auf der Terrasse oberhalb eines Fitnessstudios beispielsweise improvisierte eine Frau ein Lärminstrument aus einer Schüssel und einem Holzlöffel. Ein Mann eilte heim, um dem "Orchester" der Gegendemonstranten ein weiteres Becken hinzuzufügen.

 Nur ein kleines Häuflein schloss sich der Pro NRW-Demonstration am Samstag in Rheindorf an.

Nur ein kleines Häuflein schloss sich der Pro NRW-Demonstration am Samstag in Rheindorf an.

Foto: Uwe Miserius

Auf verschiedenen Plakaten erklärten die Gegendemonstranten ihre Solidarität mit Flüchtlingen. "Das Boot ist nicht zu voll. Wir sind nur zu fett!", stand da zu lesen, "Jeder Mensch ist gleich viel wert", "Kann man nicht für den Flüchtling der kommt, irgendwo einen Nazi abgeben?" oder der bekannte englische Slogan "Refugees welcome"..

Die Polizei löste die spontane Versammlung offiziell ebenso schnell auf, wie diese entstanden war. Sie forderte die Gegendemonstranten in der Folge mehrfach (und erfolglos) auf, den Weg freizugeben. Räumen wollten die Beamten die Sitzblockade mit Rücksicht auf die vielen teilnehmenden Kinder, Jugendlichen und Frauen aber auch nicht. Es folgten zähe Verhandlungen mit Pro NRW, während gleichzeitig Polizeiverstärkung angefordert wurde. Aber auch als nach langen Diskussionen schließlich doch ein neuer (und deutlich kürzerer) Demonstrationsweg in Gegenrichtung gewählt wurde, ging es zunächst noch nicht vorwärts. Denn trotz aller Absperrung hatten sich im Park und im Wohngebiet zahlreiche Menschen parallel zur Felderstraße vor den nun umgedrehten Demonstrationszug gesetzt. Unverhofft in erster Reihe fand sich plötzlich eine Gruppe um den ehemaligen grünen Bürgermeister Klaus Wolf wieder. Dass die Polizei ihn zum Versammlungsleiter erklärte und eine Ansprache halten ließ, half zunächst auch nicht groß weiter. Mühsam und Stück für Stück arbeitete sich das mittlerweile weiter geschrumpfte Häuflein der Pro NRW-Demo Richtung Ecke Solinger Straße/Oderstraße. Immer wieder blockierten kleinere bis größere Gruppen die Strecke.

Abgeriegelt durch zahlreiche Beamte und einen Halbkreis aus Polizei-Kleinbussen hielten die Organisatoren deutlich später als gedacht ihre Abschlusskundgebung - wieder begleitet vom Lärm von immer noch deutlich mehr als 100 Gegendemonstranten. Als Kulisse dienten zwei im Wind wehende Banner der Gegendemonstranten: "Bei uns sind Flüchtlinge willkommen," stand darauf zu lesen.

(kre)
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