Leverkusen Sind Kröten wichtiger als der Wohnungsbau?

Leverkusen · Für die Unterbringung von Flüchtlingen fehlt es an Wohnraum, hieß es bei einer CDU-Diskussion.

Im Herbst war die Flüchtlingssituation ein wenig chaotisch, gab Sozialdezernent Markus Märtens bei der CDU-Podiumsdiskussion im Forum zu. Man war voll damit beschäftigt, Obdachlosigkeit zu vermeiden. 1500 Menschen mussten in einem Jahr in der Stadt untergebracht werden. "Jetzt sind wir dabei, die entsprechenden Strukturen nachzuarbeiten", sagte Märtens.

Die CDU-Fraktion Leverkusen hatte eingeladen zur Diskussion über die Frage: "Wie kann Integration gelingen?" Als Mann aus der Praxis saß Caritasdirektor Wolfgang Klein am Tisch und übersetzte zunächst den fleißig gebrauchten Begriff. Integration bedeute, sich öffnen, geistig frisch machen. "Das ist also keine Einbahnstraße", ermahnte und ermunterte er alle, auf die Menschen zuzugehen, von denen die meisten dauerhaft bleiben wollen. Die aber zum großen Teil zur Untätigkeit in Gemeinschaftsunterkünften verdammt sind, weil sie monatelang auf eine Anhörung warten müssen, um endlich einen Asylantrag stellen zu können.

Fehler der Vergangenheit wie Bildung von Ghettos und Parallelgesellschaften dürften sich nicht wiederholen. Vorrangig sei deswegen der Spracherwerb. Doch da hapert es zum Teil an Angeboten, weiß Jasna Rezo-Flanze, selbst Tochter von Migranten, für die es damals praktisch keine Sprachkurse gab.

Das sei heute zum Glück anders. Doch es fehlt inzwischen an Personal. Der Sprachlehrer-Markt sei leer gefegt. Glücklicherweise gebe es viele Ehrenamtliche, die in die Einrichtungen gingen und erste Sprachkenntnisse vermittelten, sagte Klein. Doch für eine Berufsausbildung braucht es aufbauende Kurse mit Zertifikat.

Die Kinder hätten es leichter, wenn sie Schulen besuchen. Die Opladener Grundschulen seien aber längst am Limit angekommen, meldete sich eine Mutter zu Wort. Sie fand es deswegen unverantwortlich, in diesem Sozialraum eine weitere dauerhafte Einrichtung für 450 Menschen zu bauen.

Wie an Lehrkräften fehlt es an bezahlbarem Wohnraum, um das besagte Leverkusener Modell beizubehalten. Das sieht vor, Flüchtlinge so schnell wie möglich in richtigen Wohnungen unterzubringen. Es gebe bereits jetzt befürchtete Konkurrenzsituationen, weiß Wolfgang Klein aus der Wohnungslosenhilfe. "Wenn die Wanderung der Kröten einen höheren Stellenwert hat als Schaffung von Wohnraum, dann stimmt was nicht", gab er zu bedenken.

Man war sich einig, dass Flüchtlinge so schnell wie möglich Arbeit finden sollten. Eine Gefährdung des sozialen Friedens befürchtete man auch da. Etwa im Hinblick auf die Absicht, 100.000 Ein-Euro-Jobs zu schaffen, die Cemile Giousouf, Integrationsbeauftragte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, ankündigte.

(mkl)
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