Leverkusen Sinatra - mit Musik und Mafia nach oben

Leverkusen · Das Deutsche Theater Göttingen hat im Forum das Stück "FrankieBoy" auf die Bühne gebracht, das den Aufstieg von Frank Sinatra erzählt.

 Biografisch korrekt wird der blauäugige Jung-Star Frank "FrankieBoy" Sinatra, der jetzt auf der Forum-Bühne von Moritz Schultze verkörpert wurde, von zahlreichen jungen Mädchen schwärmerisch angehimmelt.

Biografisch korrekt wird der blauäugige Jung-Star Frank "FrankieBoy" Sinatra, der jetzt auf der Forum-Bühne von Moritz Schultze verkörpert wurde, von zahlreichen jungen Mädchen schwärmerisch angehimmelt.

Foto: Georges Pauly/Kulturstadt

Er sitzt schon auf der abgedunkelten Bühne bei Pasta und einem Glas Wein, während die Zuschauer im großen Forum-Saal noch nach ihren Plätzen suchen. Mafiaboss Willie Moretti (von Paul Wenning überzeugend gespielt) ist allgegenwärtig, und irgendwie führt an ihm kein Weg vorbei. Jedenfalls wenn man sich auf die Karriereleiter im New Yorker Showbusiness Ende der 1930er Jahre begibt und fest entschlossen ist, der beste Sänger überhaupt zu werden. 80 Jahre später weiß man, dass dies Francis Albert gelingen wird, der als Frank Sinatra bekannt und zur Legende geworden ist.

Auf Einladung von KulturStadtLev brachte das Deutsche Theater Göttingen einen ganzen Abend über "Frankie Boy" nach Leverkusen. Erich Sidler inszenierte diese unterhaltsame Zeitreise in eine Welt, in der das Rauchen noch salonfähig war, beziehungsweise unerlässlich. Bei der es neben biografischen Stationen vor allem eines gab: Musik, Musik, Musik. Moretti lässt sich von Frankie bedienen, doch sobald der die Kellnerweste gegen ein Dinnerjacket tauscht und ans Mikrofon tritt, ist klar, dass dieser deutlich sicherer und besser singen als Geschirr abräumen kann.

Mit starken Kopfresonanzen in der Stimme lässt der Göttinger "Frankie Boy" Moritz Schultze die frühen Songs erklingen, charmant und präsent. Und das Publikum im Forum ist genauso hingerissen von "The Voice" wie die kreischenden jungen Mädchen, die biografisch korrekt den blauäugigen Jung-Star anhimmelten. Die Frauen liegen ihm zu Füßen, was seine Persönlichkeit ebenso beeinflusst wie Erfolg, Umgang und permanenter Alkoholgenuss.

Auch wenn das feine Timbre von Moritz Schultze nicht ganz genau dem Original entspricht, so hat seine Stimme den Saal sofort erobert, obwohl der Gesang zunehmend ein wenig vom exquisiten Orchestersound (Leitung Michael Frei) überdeckt wurde. Diese Abmischung war definitiv nicht ganz historisch. Doch waren die schmusig-weichen und rhythmisch-tänzerischen Musikeinlagen mit Songs von Cole Porter die erwarteten Höhepunkte einer Show mit kurzen Spielszenen, in denen die meisten Darsteller mehrere Rollen ausfüllten.

Das Swing-Orchester von Tommy Dorsey (Benjamin Krüger), mit dem er auch im Duo singt, ist ein gutes Sprungbrett. Aber höher hinaus geht es mit Hilfe der Mafia-Kontakte, denn das organisierte Verbrechen kontrollierte die entscheidenden Auftrittsorte, so jedenfalls die Lesart der Göttinger Biografie-Fassung. In der Aufführung bleibt die Orchesterbesetzung mit ausdrucksstarken Bläsern natürlich die gleiche.

Farbig und sehr abwechslungsreich sind die ausgewählten Arrangements. Bezaubernd auch die beiden weiblichen Stimmen in Frankies Universum: Andrea Strube als Marlene Dietrich und Katharina Uhland als Ava Gardner. Ein unterhaltsamer und ein lange nachklingender Abend mit "Frankie Boy" im Forum.

(mkl)
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