Leverkusen/Leichlingen Sicherheitspartner der Polizei - Taxifahrer winken ab

Leverkusen/Leichlingen · Örtliche Berufsfahrer halten nichts vom Vorstoß von NRW-Innenminister Reul, Taxi- und Logistikunternehmen zu Helfern der Polizei zu machen.

 Tobias Domschky führt seit zwei Jahren ein Taxiunternehmen.

Tobias Domschky führt seit zwei Jahren ein Taxiunternehmen.

Foto: Miserius

Sehr zurückhaltend reagieren die Taxiunternehmen der Region auf die Ankündigung von NRW-Innenminister Herbert Reul aus Leichlingen, die Polizei wolle bei der Verbrechensbekämpfung zukünftig verstärkt mit Taxi- und Lkw-Fahrern zusammenarbeiten. Eine so genannte Sicherheitspartnerschaft der NRW-Polizei mit fünf Logistik- und Taxiverbänden sowie einem Ratstättenbetreiber hatte Reul am Dienstag vorgestellt. Demnach sollen in seinen Augen durch die "über 200.000 Mitarbeitern unserer neuen Sicherheitspartner" die Straßen, Tankstellen und Raststätten in NRW künftig deutlich engmaschiger beobachtet werden können.

"Das wäre ja Überwachung pur, dann müsste man jeden unter Verdacht stellen", findet Erdal Arslan. Der 47-Jährige ist Vorstandsmitglied in der Leverkusener Taxi-Vereinigung, in der rund 220 Fahrer organisiert sind: "Das geht mir zu weit, wir leben doch in einem freien Land", sagt Arslan, der selbst seit über 20 Jahren Gäste kutschiert. Außerdem könne ein Taxifahrer doch gar nicht beurteilen, was ein Mensch auf der Straße vor hat.

Weniger zurückhaltend reagiert Marlies Pauli: "Das ist ja wohl eine Katastrophe", regt sie sich auf. Mit ihrem Mann Roland betrieb sie über 30 Jahre lang ein Taxiunternehmen. Vor zwei Jahren gaben sie den Betrieb in jüngere Hände ab, helfen dort aber immer noch aus, vornehmlich vormittags. "Wie stellt der Mann sich das denn vor, dafür haben wir doch die Polizei", argumentiert Marlies Pauli, und ergänzt: "Und wenn wir uns einsetzen, kriegen wir womöglich selbst noch eins auf die Mappe." Das Risiko werde sicher keiner der Fahrer eingehen.

Allerdings, so räumt sie ein, sei man in Leichlingen ja "auf'm Dorf", da kenne man die meisten Fahrgäste ohnehin und müsse sich keine Sorgen machen. "Wir haben zum Glück nie irgendwelche Angriffe erlebt", sagt Marlies Pauli. Und verdächtige Beobachtungen habe es auch nicht gegeben. "Aber das liegt sicherlich auch ein bisschen an unserem Ort", glaubt sie.

"Wenn wir etwas mitbekommen, rufen wir ja sowieso schon die Polizei", sagt hingegen Tobias Domschky. Vor gut zwei Jahren übernahm er das Leichlinger Taxiunternehmen Pauli. Er selbst habe schon mehrfach die Polizei auf Beobachtungen aufmerksam gemacht, die er bei seinen Fahrten gemacht habe. Außerdem sei es längst gängige Praxis, dass die Polizei bei konkreten Fällen die Taxifahrer darum bittet, auf ihren Touren die Augen offen zu halten. "Allerdings haben unsere Taxis ja nicht gerade eine Tarnfarbe", argumentiert der 40-jährige Unternehmer. Die seien schon von weitem gut zu sehen mit ihren Leuchtschildern. Zwielichtige Gestalten schlügen sich dann rasch in die Büsche.

Domschky hat aber einen anderen Vorschlag für den Minister parat, wie man die Ermittlungsarbeit effektiver gestalten könnte: "Wenn man die Polizeiwagen, die rund um die Uhr vor dem Wohnhaus von Herrn Reul stehen, stattdessen auf Streife schicken würde, würden die Beamten vielleicht auch mehr Verbrecher schnappen."

(RP)
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