Leverkusen Serieneinbrecher gehören wohl zu einer Bande

Leverkusen · Die zwei 23-jährigen Angeklagten versahen die gestohlenen Autos mit Papieren aus der Nähe von Siegen.

Die Kriminalbeamtin, die von der Abteilung Organisierte Kriminalität der Kölner Polizeibehörde die Ermittlungen gegen die Serieneinbrecher leitet, durfte gestern im Kölner Landgericht bei ihrer Zeugenaussage nicht ihr ganzes Wissen preisgeben. Auf bestimmte Fragen hätte sie eine besondere Genehmigung von ihrer Behörde erhalten müssen. Was bedeutet: Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen.

Die beiden 23-jährigen Angeklagten, denen man konkret Straftaten nachweisen kann - unter anderem Fahrzeugediebstähle in "Homejacking"-Manier in Leverkusen und Köln im September 2015 -, müssen allerdings Teil einer größeren Bande sein. Dafür spricht vor allem der Hinweis, dass sie die erbeuten Autos mit Zulassungspapieren für den Verkauf versahen, die bei einem Einbruch in ein Rathaus in der Nähe von Siegen erbeutet wurden. Mit diesen "gefälschten echten" Papieren wollten sie die Fahrzeuge über das Internet zu Geld machen.

Für die Beteiligung weiterer Personen sprechen auch die Auswertungen der Polizei. Auf einem Überwachungsvideo sind deutlich drei Personen zu erkennen, obwohl nur zwei davon derzeit auf der Anklagebank sitzen. Die 23-jährige Angeklagte hat bei ihrer Vernehmung, die nach Angaben der Beamten sehr kooperativ verlief, ihre Beteiligung zugegeben und noch Namen wie Coco oder Elvis genannt. Doch die damit gemeinten Personen sind der Polizei - so zumindest die Angaben im Gerichtssaal - nicht bekannt. Auch war auf dem Video noch ein "Dürrer mit Baseball-Kappe" zu erkennen. Für das konkrete Verfahren ist das nicht so entscheidend, muss doch den beiden Beschuldigten ganz konkret ihre Schuld jeweils nachgewiesen werden.

"Homejacking" kommt immer häufiger vor. Weil die Wegfahrsperren der modernen und hochwertigen Autos zunehmend schwerer zu überlisten sind, brechen Diebe in Wohnungen ein, um die Originalschlüssel zu stehlen. So auch im Fall einer Familie in der Jacob-Kaiser-Straße. Die Einbrecher hatten es am 1. September 2015 auf ein Wohnmobil und einen Fiat abgesehen. Mit dem Wohnmobil hatte das Ehepaar gerade eine Urlaubsreise beendet und am Abend "Gott sei dank noch alles ausgeräumt", wie die Bestohlene vor Gericht sagte. Das für die Urlaubsreise geliehene Fahrzeug war ebenso weg wie das Auto des Sohnes.

Die Frau, die ihre Erlebnisse im Gerichtssaal schilderte, war mehr als erleichtert, dass die Täter nicht einen Tag vorher zugeschlagen hatten: "Da war meine Tochter alleine und hat im Erdgeschoss geschlafen." Aber da stand das Objekt der Begierde noch nicht vor der Tür.

Mit der Auswertung von Hunderten von Handy-Daten hat ein Beamter Bewegungsprofile erstellt. Das lässt ebenfalls den Schluss zu, dass sich die Angeklagten in bestimmten Zeiten in Funkzellen aufhielten, in denen die Straftaten begangen wurden. Und vor allem: dass noch einige Verdächtige mehr zu dem Kreis von Wohnungseinbrechern gehören.

Ein Käufer eines der gestohlenen Fahrzeuge hat Pech. Er hatte das Auto zwar zur Sicherheit beim Allgemeinen Deutschen Automobil-Club (ADAC) und in einer BMW-Werkstatt überprüfen lassen. Dass es gestohlen war, hatte aber offensichtlich keiner bemerkt. Nun muss er es wieder abgeben. Das Geld ist er los.

(sg-)
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