Leverkusen Schüler kämpfen per Facebook um Frieden

Leverkusen · Beim Schulprojekt der Realschule Am Stadtpark geht es um den Syrienkrieg. Internetseite erscheint in 13 Sprachen.

 Mit diesem beeindruckenden Bild engagieren sich Schüler der Leverkusener Realschule am Stadtpark gegen den Krieg in Syrien.

Mit diesem beeindruckenden Bild engagieren sich Schüler der Leverkusener Realschule am Stadtpark gegen den Krieg in Syrien.

Foto: Eve J. Zapp

Im Politikunterricht zweier Neunerklassen der Realschule Am Stadtpark hatte Lehrerin Evelyn Meessen das Thema Syrienkrieg behandelt und dazu eine Hausaufgabe aufgegeben: Was können wir tun? Können wir in irgendeiner Weise Einfluss nehmen? Die Lehrerin war gespannt auf die Ideen ihrer Schüler und hatte so etwas erwartet wie: "Spenden sammeln", "Aktion in der Fußgängerzone" oder "Brief an Politiker verfassen". Auf diesen Schüler-Einfall war sie jedenfalls nicht gefasst: einen Aufruf auf "Facebook", um viele Menschen auf den furchtbaren Krieg hinzuweisen und an alle zu appellieren, diesen Krieg zu stoppen und vor allem die Zivilbevölkerung zu schonen.

Lehrerin Meessen reagierte eher skeptisch. Sie machte keinen Hehl daraus, dass sie mehr Negatives als Positives an der häufigen Benutzung sozialer Netzwerke findet. "Aber die Schüler und Schülerinnen waren sofort Feuer und Flamme", erklärt Meessen, so dass sie sich irgendwie darauf einlassen musste. So kam es zu dem fächerübergreifenden Projekt, das selbstverständlich einen international brauchbaren Titel brauchte: "Stop this war! How many more?" Morgen ist es soweit, dann wird der Beitrag, an dem 35 Schüler in den letzten zwei Monaten fieberhaft gearbeitet haben, auf Facebook frei geschaltet. Für das Projekt wurden oft die Rollen getauscht. "Meistens mussten die Schüler mir etwas erklären, weil ich etwa nicht wusste, dass man ein Profilbild und ein Hintergrundbild braucht", gibt Meessen zu. Die Umsetzung aber lief ganz streng nach ihren Spielregeln: "Nichts aus dem Internet kopieren! Alles muss selbst erstellt werden!" Das wollten die Jugendlichen zuerst nicht einsehen, aber sie haben akzeptiert, dass es dabei nicht nur um Urheberrechte, sondern auch um die eigene Kreativität geht.

So entstand - außerhalb der Schulzeit - ein eigenes und sehr eindringliches Video, das mit wenig Worten deutlich macht, wie viele Familien dieser Krieg schon das Leben kostete. Schüler, deren Köpfe nicht zu sehen sind, zerknüllen Zettel mit Menschen und Zahlen. Eve J. Zapp hat das Video gedreht und Tolga Itmec hat es bearbeitet. Gizem Baruc und Ines Breuer haben den Text geschrieben. Auch die Musik wurde selbst gemacht, vom Lehramtspraktikanten Christian Pantel.

Der Aufruf soll in möglichst vielen Sprachen verbreitet werden, Schüler Lukas U. Hoppe hat 13 Sprachen gesammelt und bearbeitet. Die Fachleute fand er in der Schule, die von vielen Schülern mit Migrationsgeschichte besucht wird. Dieses Potenzial hat Meessen schon bei mehreren Projekten genutzt, die alle dem Frieden und besseren Verständnis untereinander dienen sollten. Letztes Jahr hat sie mit einer Gruppe einen interkulturellen Kalender erstellt mit vielen nationalen und religiösen Festen, die alle auf der Rückseite erklärt wurden. Den Erlös aus dem Kalenderverkauf haben die Schüler an "Ärzte ohne Grenzen" zum Einsatz in Syrien gespendet. Die wollen sie auch mit dieser Aktion weiter unterstützen. Und zwar mit einem Link, so dass jeder, der den Aufruf anschaut, sofort spenden kann. Adama Diallo hat die Facebook-Seite erstellt und wird sie aktualisieren. Nächster Plan ist, alles auf YouTube einzustellen.

www.facebook.com/Stop-this-War-259641634407347/

(RP)
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