Reihe Firmengeschichte(n) Schausteller in der dritten Generation

Leverkusen · Wilfried Hoffmann gerät ins Schwärmen, wenn er von seinem Autoscooter spricht. Noch mehr, wenn der Leverkusener erzählt, wie er alte Karussell-Schätzchen restauriert. Die Nachfolge sei mit Tochter und Enkel bereits gesichert.

 Wilfried Hoffmann (4. von links) und seine Familie (links und vorne) zeigten den Gästen aus Opladen um Rainer Schiefer (4. von rechts) ihren Betrieb.

Wilfried Hoffmann (4. von links) und seine Familie (links und vorne) zeigten den Gästen aus Opladen um Rainer Schiefer (4. von rechts) ihren Betrieb.

Foto: UM

Fixheide Der Autoscooter bei der Opladener Kirmes ist seit vielen Jahren eines der großen Highlights. Jedes Jahr steht dieser am Westeingang zum Opladener Platz. Im vergangenen Jahr hatte er sich allerdings kunstvoll verändert. Anstelle der bisherigen beigen Verkleidung des Verkaufswagens war ein buntbemalter Wagen zu sehen, der sich mit amerikanischen Superhelden schmückte. "Alles muss stimmig sein. Von der Musik über den DJ, die Lichter und eben auch die bunte Verkleidung", erzählt Wilfried Hoffmann, der mit seinem Schaustellergewerbe nicht nur bei der Opladener Kirmes und weiteren Leverkusener Veranstaltungen unterwegs ist, sondern auch in der Fixheide seinen Betrieb hat.

Ein Familienbetrieb, um genau zu sein. Der wird bereits in der dritten Generation betrieben, Wilfried Hoffmanns Tochter Jacqueline werde später in vierter Generation übernehmen - und für die fünfte sei auch schon gesorgt, erzählt der Schausteller. Der Autoscooter ist das Herzstück des Betriebes. Deshalb habe er auch Künstler beauftragt, den Wagen passend zu gestalten. "Das sind studierte Leute, die das entwerfen. Das glaubt man gar nicht", berichtet Wilfried Hoffmann. Auch der Aufbau des Autodroms sei mittlerweile spielend einfach. "Er ist einer der wenigen Autoscooter, die auf zwei Lkw transportiert werden können. Den kann man dann auch mit nur zwei Personen aufbauen." Die Hydraulik mache dies möglich. Während man früher nur im Umkreis von 30 Kilometern das Angebot unterbreiten konnte, fahren die Familienmitglieder nun auch zu Märkten, Festen und Kirmessen bis nach Koblenz.

Wie solch ein Betrieb funktioniert, das hat sich jetzt eine Delegation der Bezirksvertretung II und Interessierter um Bezirksvorsteher Rainer Schiefer bei Hoffmann in seiner großen Garage angesehen. Einmal im Jahr schaue man sich einen heimischen Betrieb intensiv an, berichtete Schiefer während des Infonachmittags bei Hoffmann. "Was ist denn mit dem Schild 'Junger Mann zum Mitreisen gesucht', das man immer bei den einzelnen Schaustellern findet?", fragte ein Besucher. "Das Schild ist nostalgisch, ein Erinnerungsstück", scherzte Wilfried Hoffmann. Ernsterer Hintergrund: Heute würde niemand mehr mitreisen. Das sei für junge Leute nicht mehr attraktiv genug.

Derzeit laufen bei Hoffmann bereits die Vorbereitungen für den Weihnachtsmarkt in Köln-Mülheim. Dafür restauriert der Chef auch schon mal in die Jahre gekommene Fahrgeräte. Zum Beispiel einen Traktor aus dem Jahre 1952, der, wie er selbst sagt, "damals schon 750 Deutsche Mark gekostet hat". Manche Geräte kann Hoffmann auch nicht mehr verkaufen. Ein Karussell-Auto aus dem Jahre 1921 zum Beispiel, dass seit 1978 in der Ecke seiner Garage weilt, weil in diesem Jahr sein Großvater starb. "Das hat für mich dann eine zu große Bedeutung, um wirtschaftlich zu handeln", gesteht der Schausteller.

Aktuell hat Wilfried Hoffmann ein Karussell-Auto restauriert und frisch lackiert. Mehr als 60 Jahre ist es alt und wird bei den nächsten Märkten zum Einsatz kommen. Wichtig sei hierbei immer die Sicherheit der Kinder. Deshalb gäbe es auch strenge Kontrollen und Bauabnahmen. Das sei unausweichlich, und nur so könne man auch selbst als Anbieter beruhigt den Kindern mit dem Karussell eine Freude machen.

(hawk)
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