Leverkusen Remigius-Klinik verbessert ihr Fehler-Management

Leverkusen · Die Krankenhausgesellschaft hat das St.-Remigius-Krankenhaus für seine Arbeit im Bereich der Patientensicherheit ausgezeichnet.

Das Video dauert gerade einmal eine knappe Minute: Zu sehen sind der Leitende Oberarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie im St.-Remigius-Krankenhaus Dr. Carsten Wingenfeld und sein Team kurz vor einer Fuß-Operation. Doch statt des zu erwartenden geschäftigen Treibens im Operationssaal zeigt der Videoausschnitt das Ärzteteam in völliger Ruhe – der Anästhesist arbeitet die Fragen einer Checkliste ab, über den Skalpellen steht ein Time-out-Schild. Die Szene veranschaulicht zwei Werkzeuge zur Verbesserung der Patientensicherheit und Vermeidung chirurgischer Fehler, die seit 2008 am Remigius-Krankenhaus praktiziert werden: Die chirurgische Checkliste (SSC) und das Critical-Incident-Reporting-System (CIRS).

Ziel beider Methoden ist es, aus medizinischen Beinahe-Fehlern zu lernen, Abläufe zu optimieren und somit mögliche Schwachstellen im System frühzeitig zu erkennen, bevor Schaden entsteht. Voraussetzung ist eine gute Fehlerkultur innerhalb des Krankenhauses. Heißt: Jeder Mitarbeiter, über alle Hierarchie-Ebenen hinweg, ist aufgefordert Beinahe-Fehler zu melden, ohne dass er Sanktionen zu erwarten hat. Auslöser für die Einführung am Remigius-Krankenhaus war eine Studie, die belegt, dass mit Hilfe der beiden Werkzeuge die Sterberate um elf Prozent gesenkt werden kann.

"Qualität in der Medizin liegt uns sehr am Herzen. Wir wollen unseren Patienten das Gefühl geben, bei uns in guten Händen zu sein", sagt Krankenhaus-Direktor Frank Dünnwald. Dazu gehöre bei einem komplexen Unternehmen wie einem Krankenhaus vor allen Dingen auch die Sicherheit in den täglichen Abläufen. "Die Patienten sollen das Vertrauen haben, dass bei ihnen auch das richtige Bein operiert wird", ergänzt Dünnwald. Fehler passierten, das sei menschlich, wichtig sei es jedoch, aus diesen Fehlern zu lernen.

"Das System funktioniert nur, wenn wirklich jeder Mitarbeiter, egal ob Arzt, Pfleger oder Putzfrau Beinahe-Fehler meldet", bekräftigt Wingenfeld, der mit Katja Badekow (Qualitätsmanagement) für die interne CIRS-Gruppe am Remigius zuständig ist.

Ein Beispiel, wo anhand von CIRS bereits nachgebessert wurde, ist das Notfallsystem. "Wir hatten den Fall, dass eine an der Pforte eingesetzte Aushilfe bei einer Notrufmeldung nicht sofort wusste, welcher Arzt Bereitschaft hatte. Dadurch gingen wichtige Minuten verloren. Inzwischen haben wir eine zentrale Notrufnummer eingerichtet und das Bereitschafts-Handy hat nun die Signalfarbe Rot. Somit ist es jetzt egal, welcher Arzt Bereitschaft hat. Über die zentrale Nummer landet der Notruf automatisch an der richtigen Stelle", erläutert Katja Badekow.

Ähnlich funktioniert die OP-Checkliste. "Operieren hat viel mit Routine zu tun. Durch das bewusste Abarbeiten einer Checkliste durchbrechen wir diese Routine für einen kurzen Moment und gehen noch einmal in Ruhe alle wichtigen Fakten durch: Laborwerte, Instrumente, Medikamentenallergien. Durch diese kleine Maßnahme konnten wir schon Fehler vermeiden", betont Oberazt Wingenfeld.

(RP)
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