Leverkusen Rad gestohlen: Kinder überfallen Kinder

Leverkusen · Ein 13-Jähriger hat einem Elfjährigen das Fahrrad in der Opladener Innenstadt entrissen und ist damit abgehauen. Ein 16-Jähriger bedrohte am Busbahnhof einen Schüler mit Pfefferspray, wenn er das Handy nicht rausgibt. Keine Einzelfälle.

Leverkusen: Rad gestohlen: Kinder überfallen Kinder
Foto: dpa

Sein rot-weißes Mountainbike hat für einen elfjährigen Jungen seit Dienstag vielleicht noch mehr Wert als bisher. Denn da ist ihm das Rad auf der Düsseldorfer Straße von einem 13-Jährigen in Begleitung anderer Teeanger entrissen worden. Der Täter setzte sich auf die dreist angeeignete Beute und fuhr in Richtung Fußgängerzone. Später fand die Polizei das Rad herrenlos an der Karlstraße wieder - und den südländisch aussehenden Teenager, der es gestohlen hatte, auf der Düsseldorfer Straße - dort wunderte sich eine RP-Leserin noch darüber, dass einige Kinder mit Polizisten vor dem Karnevalsgeschäft standen und drei Streifenwagen vorgefahren waren.

Die Behörde wertet den Vorgang am späten Nachmittag als "einfachen Diebstahl". Dienstagabend hatte es noch geheißen, es könnte wegen der Tatumstände auch Raub sein. Der Elfjährige bekam sein Rad wieder, der 13-Jährige "wurde seinen Erziehungsberechtigten übergeben", sagt ein Polizeisprecher. Die mussten unterschreiben, dass ihr Sohn in eine Straftat verwickelt war. Bis zu einem Strafverfahren werde es aber wahrscheinlich nicht kommen, schätzt der Sprecher.

Es ist nicht der einzige Übergriff auf Kinder an diesem Tag in Opladen. Die RP-Leserin, die sich über die Streifenwagen wunderte, hatte kurz zuvor diese Szene in der Fußgängerzone beobachtet: Ein ungefähr ebenfalls 13 Jahre alter Junge kommandierte eine etwa Gleichaltrige mit bedrohlichem Ton: "Er sagte zu dem verschüchtert wirkenden Mädchen: ,Ich zähle jetzt bis drei, und wenn Du dann nicht hier bist... '." Der Frau kam das komisch vor. Sie ging dazwischen, drohte, die Polizei zu rufen, wenn er das Mädchen nicht in Ruhe lasse. "Es sah so aus, als wollte er sie schlagen", erzählt die Leichlingerin.

Gegen 20 Uhr wurde am Dienstag ein Schüler (13), der offenbar an den Feierlichkeiten zum Jubiläum der Marienschule teilgenommen hatte und vom Busbahnhof aus nach Hause fahren wollte, angegriffen. Ein 16-Jähriger drohte ihm mit Pfefferspray, wenn er nicht sofort sein Handy rausrückt. Der 13-Jährige gab das Mobiltelefon her, mit dem der Täter Richtung Gerichtsstraße flüchtete. Er soll, berichtet ein Polizeisprecher, in der Obdachlosenszene zu Hause sein.

Im Januar gab es einen Vorfall, in dem Jugendliche, die in Opladen in einen Bus gestiegen waren, angegriffen wurden. Die Polizei hat dazu Fahndungsfotos veröffentlicht. Damals waren ein 16- und ein 17-Jähriger am späten Abend in Schlebusch brutal von zwei jungen Männer attackiert worden, die die Handys der Teenager verlangten, sie schlugen, dann aber ohne Beute abzogen, weil die Jungen sich retten konnten.

Dass es jugendliche Straftäter gibt, sei klar, sagt die Polizei. Es gebe allerdings keine Statistik darüber, wie viele Kinder andere Kinder oder Erwachsene angriffen. Der allgemeine Eindruck sei aber weder in Köln noch in Leverkusen so, dass Übergriffe von Tätern im Kindes-/Jugendalter im Vergleich zu den von Erwachsenen verübten Straftaten überhandgenommen hätten. "Es liegt kein Ungleichgewicht vor ", betont der Polizeisprecher.

Eine Statistik liegt zu Delikten vor, bei denen das Handy die Beute ist. Demnach waren bei Diebstahl, Taschendiebstahl und Raub 2014 in Leverkusen 333 Mal Handys das Ziel, 2015 waren es 369 Vorfälle, und in diesem Jahr liegen der Polizei bis zum 21. Juni 151 Fälle vor.

(RP)
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