Leverkusen Pufpaff und das ewig feuchte Handtuch

Leverkusen · Der Abend mit Sebastian Pufpaff im großen Forum-Saal fing sehr vielversprechend an. Nach der Pause ließ der Kabarettist dann nach.

 Ließ sich im zweiten Programm-Teil zu flacheren Pointen und schlichten Klagen hinreißen: Kabarettist Sebastian Pufpaff im Forum.

Ließ sich im zweiten Programm-Teil zu flacheren Pointen und schlichten Klagen hinreißen: Kabarettist Sebastian Pufpaff im Forum.

Foto: Ralph Matzerath

Sebastian Pufpaff hatte es nicht weit zum ersten Gastspiel bei KulturStadtLev, er konnte nach Hause zurückfahren. Sonst werde er von Kulturveranstaltern neuerdings häufig in Romantik-Hotels untergebracht, erzählte er. Die Reaktion ließ vermuten, dass sich viele Besucher damit auskennen. Für die anderen beschrieb Pufpaff, diese Unterkünfte, die anscheinend außer von einzelreisenden Künstlern nur von verliebten Paaren gebucht werden: "Etwas plüschig und kitschig, also wie ein Puff nur ohne Flecken."

Das Stichwort Romantikhotel löste an diesem Abend noch manchen Lacher aus im gut gefüllten großen Forum Saal, in den man wegen der großen Nachfrage umgezogen war. Seit dem Publikumspreis Prix Pantheon und seiner Fernsehpräsenz - am Freitagabend kam er direkt von der Aufzeichnung der "Heute Show" - geht es für ihn aufwärts auf der Kabarett-Leiter.

Pufpaff beklagte sein derzeitiges Hauptproblem: Er hat keines. Alles läuft rund, schon beim Frühstück stellt er fest, dass der Kaffee heiß, die Milch noch gut und die Zeitung pünktlich im Briefkasten ist. Nichts zu meckern also, was für den Durchschnittsbürger positiv ist aber ziemlich übel für einen Kabarettisten. Dem entzieht es die Lebensgrundlage, schließlich zieht er seine ganze Inspiration aus Schwächen, Fehlern und Missständen. Amüsant beschrieb er sein unglaubliches Erlebnis mit einem Reklamationsservice, wo er sich mal so richtig über kaputt gelieferte Kopfhörer beschweren wollte. Nur kam er gar nicht dazu, sich ordentlich aufzuregen, weil der Mitarbeiter am anderen Ende sofort großzügige Entschädigung anbot.

Pufpaff weitete diese und andere abstruse Geschichten ebenso fantasievoll wie witzig aus. Das Publikum amüsierte sich dabei ebenso köstlich wie bei den anderen Themen seines zweiten Soloprogramms "Auf Anfang", die er im Eiltempo streifte. Und man lernte so einiges, etwa über die mangelnde Intelligenz des Strudelwurms oder den neuen Freizeitsport Airhoppen. Man kicherte über sein Spiel mit Doppelbedeutungen von Wörtern, die manchmal erst mit leichter Verzögerung die Lachsalven zündeten.

Aber diese Reaktions-Sekunden hatte ein Profi wie Sebastian Pufpaff einkalkuliert und zögerte die nächste Pointe ein wenig hinaus. "Ich bin jetzt Ihr Kabarettdienstleiter", wandte er sich direkt an die Menschen im Saal, deren Themen er sich nun annehmen wolle. Über Stichworte wie Fußball oder Weihnachten ging er mal hinweg, um sich kurz dem "Stau" zu widmen. "Sie leben ja hier im Bermuda-Dreieck", zeigte er Verständnis. Für rückwärts fahrende Lkw vor der Brücke ist Leverkusen schließlich im ganzen Land bekannt. Pufpaff plauderte über seine alltäglichen Beobachtungen, die auch seinen Zuhörern vertraut sind. Die Entwicklung beim Händetrocknen in öffentlichen Toiletten beispielsweise vom ewig feuchten Handtuch über Papierspender bis zum modernen Dyson 2000. Das passende Thema zur Pause, nach der es nicht mehr ganz so schlagkräftig weiterging.

Im zweiten Teil ließ sich Sebastian Pufpaff auch zu schlichten Klagen und Beschimpfungen über Kirche und Politik hinreißen, die aber leider nicht kabarettistisch aufbereitet waren.

(mkl)
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