Leverkusen Prozess: Schweizer Polizei kam nicht

Leverkusen · Im Prozess gegen zwei 37 und 38 Jahre alte Lützenkirchener, die sich als Kuriere für einen nigerianischen Drogenring vor dem Kölner Landgericht verantworten müssen, musste die 8. Große Strafkammer ihr gestriges Programm kurzfristig ändern. Als Zeugen geladen waren Schweizer Polizisten, die von ihren Vorgesetzten allerdings keine Aussagegenehmigung erhalten hatten - und folglich gar nicht erst angereist waren. Das wurde dem Gericht jedoch erst sehr kurzfristig mitgeteilt. Und kam zudem überraschend, weil noch in der vergangenen Woche der Leiter einer Genfer Ermittlungsgruppe sehr ausführlich in Köln befragt werden konnte.

Die Zeit nutzte das Gericht nun, sich ausführlich die Datensätze von Telefonaten anzusehen. Ein mühsames Unterfangen, aber zur Ermittlung einer Strafe kann sich das Gericht nicht auf Mutmaßungen berufen, sondern muss jede einzelne Tat als bewiesen erachten - sei es durch die Aussage von Zeugen oder durch Indizien.

In der Schweiz sollen Verdächtige, die mit dem Kölner Prozess in Zusammenhang stehen, schon über zwei Jahre in Untersuchungshaft sitzen. Das ist dort möglich, weil eine absolute Begrenzung der Dauer der Untersuchungs- und Sicherheitshaft lediglich zusammen die Dauer der zu erwartenden Freiheitsstrafe nicht überschreiten darf. In Deutschland darf eine Untersuchungshaft in der Regel nicht länger als zwölf Monate dauern. Wenn bis dahin kein Hauptverfahren eröffnet wurde, wird der Haftbefehl aufgehoben.

Die Schweizer Behörden waren es auch, die mit ihrem Rechtshilfeersuchen die Staatsanwaltschaft in Köln erst in Bewegung gesetzt hatten. Deutsche Ermittlungsbeamte sollten aufgrund von Telefondaten herausfinden, wer sich dahinter verbirgt. Wer also regelmäßig Kokain im Umfang von jeweils über zwei Kilogramm von Amsterdam nach Genf gebracht hat. Dabei stieß die Polizei auf die beiden 37 und 38 Jahre alten Männer aus Leverkusen. Sie sind aber wohl nur ein kleines Rädchen im großen Gefüge des internationalen Drogenhandels. Schon vor Jahren berichtete die Schweizer Presse von groß angelegten Razzien, als eine weltweit operierenden Drogenbande aus Afrika dingfest gemacht werden konnte.

Der Drogenkonsum in einer Stadt wird übrigens über die Drogenrückstände im Abwasser ermittelt. Amsterdam und Antwerpen führen dabei ein Ranking von 40 europäischen Städten an, acht Schweizer Städte sind unter den Top 15.

Der Prozess wird am nächsten Donnerstag fortgesetzt.

(sg-)
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