Leverkusen Postkartenausstellung: "Laut werden gegen Missbrauch"

Leverkusen · Bewegende und erschreckende Bilder zeigt die Postkartenausstellung "Wir werden laut!", die zur Zeit in der Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt in Leverkusen zu sehen ist. Die Postkarten wurden von Opfern sexualisierter Gewalt gestaltet und richten sich an die Täter. Die Betroffenen drücken in ihren Bildern und Texten aus, was sie den Tätern längst hätten sagen wollen, aber nicht konnten. Aus Angst, Scham, Ekel und wegen der Schuldgefühle.

240 Postkarten sind in der Beratungsstelle zu sehen, die von dem deutschlandweiten Verein "gegen-missbrauch" über mehrere Jahre hinweg gesammelt wurden. Es ist eine Auswahl aus über 1000 Einsendungen. Für die Betroffenen bedeutet das Teilnehmen an der Aktion, ihr Schweigen zu brechen und sich Gehör zu verschaffen. "Eine Stimme allein ist meist zu leise, aber 240 Stimmen sind laut genug, um gehört zu werden", sagt Karin Hastenrath von der Beratungsstelle.

Die Wanderausstellung des Selbsthilfevereins, der sich für von sexualisierter Gewalt Betroffene, ihre Freunde und Partner einsetzt, wurde bereits in verschiedenen Städten in Deutschland gezeigt und hat dort große Beachtung gefunden. Laut der Statistik des Vereins werden jährlich 200 000 bis 320 000 Kinder in Deutschland sexuell missbraucht. Bei der Zahl handelt es sich um eine Hochrechnung vom Bundeskriminalamt. Tatsächlich zur Anzeige gebracht werden circa 18 000 Fälle. Bei den Betroffenen handelt es sich um Jungen und Mädchen, die Täter stammen aus allen gesellschaftlichen Schichten und jeder Altersgruppe.

Der Verein "gegen-missbrauch" setzt sich dafür ein, das Tabuthema "sexueller Kindesmissbrauch" zu brechen und offen damit umzugehen. Statt zu schweigen und die Täter ungestraft zu lassen, fordert der Verein auf, dass Schweigen zu brechen. Die Postkartenausstellung leistet einen Beitrag dazu.

Ausstellung "Wir werden laut!", noch bis zum 22. März in den Räumen der Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt, Damaschkestraße 53. Öffnungszeiten: mi 10 bis 12 Uhr, 15 bis 17 Uhr, fr 10 bis 12 Uhr, 15 bis 17 Uhr. Infos unter www.gegen-missbrauch.de. Beratungsstelle Tel. 0214 2061598.

(RP)
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