Leverkusen Pommernstr: 200 statt 800 Flüchtlinge

Leverkusen · Die Bezirksvertretung II empfiehlt dem Stadtrat eine Reduzierung der geplanten Flüchtlingsheime an der Pommernstraße von 800 auf maximal 200 Personen. Sie folgte damit der Forderung einer Anwohnerinitiative.

Leverkusen: Pommernstr: 200 statt 800 Flüchtlinge
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Nicht 800 Flüchtlinge, sondern nur 200 sollen nach dem Willen der Bezirksvertretung II in die geplanten Heime an der Pommernstraße einziehen: Mit dieser Empfehlung an den Stadtrat entsprach die Mehrheit des Gremiums der Forderung einer Bürgerinitiative. Die hatte innerhalb von drei Tagen 484 Unterschriften gegen die geplante Unterkunft mit 800 Asylbewerbern gesammelt und ebendiese Reduzierung auf maximal 200 Flüchtlinge gefordert. Ein Sprecher der Initiative, der die Unterschriften gestern Bezirksvorsteher Rainer Schiefer überreichte, betonte allerdings, man sei nicht generell gegen eine Flüchtlingsunterkunft in der Nachbarschaft. Die Anwohner wehrten sich lediglich gegen eine "Mega-Bebauung" und forderten eine maßvolle Einheit.

Wenn der Stadtrat am Montag der Empfehlung der Bezirksvertretung II folgt, dann stehen 600 Flüchtlingen "auf der Straße" - sind von Obdachlosigkeit bedroht: Das verdeutlichten gestern die in der Sitzung anwesenden Dezernenten Andrea Deppe und Markus Märtens. Die Verwaltung sei gezwungen zu handeln - und zwar schnell: Juristisch und aus humanitären Gründen müssten die Flüchtlinge "mit einem Dach über dem Kopf versorgt werden", betonte auch Michael Molitor, der Leiter der Bezirksvertretung Opladen. Alternativen zur Pommernstraße könne die Verwaltung daher zu diesem Zeitpunkt nicht aufzeigen. Deppe und Molitor betonten die Vorteile der von einem Investor geplanten Flüchtlingsheime an der Pommernstraße, die der Inhaber anschließend in reguläre Mietwohnungen umzuwandeln gedenke. Mit dieser Lösung würden auch Steuergelder gespart, denn die Stadt könne solch ein Projekt aus eigenen Mitteln nicht stemmen. Außerdem ermögliche eine solche Lösung, nicht noch mehr Flüchtlinge in Zelten und Turnhallen unterbringen zu müssen. "Keiner von Ihnen würde mit 22 Menschen zusammen in einem Klassenraum leben wollen, wie es die Flüchtlinge an der Görresstraße zur Zeit müssen", sprach Sozialdezernent Märtens auch die Zuhörer an.

Und Deppe machte deutlich: "Die Politik kann im offenen Verfahren mit der Beteiligung zum Bebauungsplan nur ein Ziel vorgeben. Der Investor hat das Risiko, denn er kann nicht wissen, was am Ende dabei herauskommt." Wohl aber habe der Eigentümer des Grundstückes auf jeden Fall bereits ein Baurecht für die von ihm geplanten Flüchtlingsheime. Über die Belegungszahlen sowie die räumliche Ausdehnung auf dem Grundstück und was die Geschosse anbelange, müsse man mit ihm verhandeln.

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Märtens und Deppe betonten auch, dass die Stadt nach wie vor dem Leverkusener Modell mit der dauerhaften Unterbringung von Flüchtlingen in eigenen Mietwohnungen die Priorität gebe. Deshalb komme das Vorhaben des Investoren, die Heime nach zehn Jahren in Mietwohnungen für den freien Markt umzuwandeln, der Stadt Leverkusen ausgesprochen entgegen.

(RP)
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