Leverkusen Politik schlägt Bahnstrecke auf A 1-Brücke vor

Leverkusen · Die marode A 1-Rheinbrücke sorgt erneut für Gesprächsstoff. Seitdem klar ist, dass die rund 50 Jahre alte Stahlseilbrücke aufgrund von Schäden an den Hauptträgern abgerissen wird, laufen die Vorplanungen für den Brücken-Neubau.

Experten untersuchen die Rheinbrücke
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In einem Offenen Brief an den NRW-Landtag hat jetzt der Kreisvorsitzende der Ökologisch Demokratischen Partei (ÖDP) Bergisches Land, Felix Staratschek, den Vorschlag unterbreitet, "die Chance des Neubaus zu nutzen", um eine Hybridbrücke für Straßenverkehr und Eisenbahn zu bauen.

Seit dem 30. November ist die Rheinbrücke für Fahrzeuge ab einem Gewicht von 3,5 Tonnen gesperrt. Mit dem Bau der neuen A 1-Rheinbrücke soll 2017 begonnen werden. Als erstes Planungsergebnis für den Neubau steht fest: Die künftige Brücke soll acht statt sechs Spuren bekommen. Die neue Querung soll in zwei Bauabschnitten entstehen. Der erste sieht den Bau einer zunächst sechsspurig (verengte Fahrstreifen) befahrbaren Brückenhälfte direkt neben der aktuellen Brücke vor. Dann wird die alte Brücke abgerissen und an der Stelle die zweite, vierspurige Hälfte gebaut. 2025/26 soll die neue achtspurige Brücke komplett fertig sein, so hatte NRW-Verkehrsminiser Michael Groschek vor Weihnachten wissen lassen.

ÖDP-Mitglied Felix Staratschek sieht in dem Neubau eine "einmalige Gelegenheit für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) und den Güterverkehr". Viele Pendler müssten einen großen Umweg fahren, da es zwischen Düsseldorf und Köln-Mühlheim keine Rheinquerung für den ÖPNV gebe. "Durch eine Neubaustrecke von Köln-Merkenich nach Leverkusen-Mitte (RE- und S-Bahnhof) über die neue Brücke könnte eine weitere Rheinquerung für den ÖPNV geschaffen werden", heißt es in seinem Schreiben.

Zusätzlich könnten mit dieser Lösung große Gütermengen auf die Schiene verlagert werden, was den "Bayer-Standort umweltfreundlich aufwerten würde". Staratschek: "Dieser Neubau ist die Chance, mit relativ wenig Aufwand, den ÖPNV spürbar zu verbessern." Von Seiten der Piraten-Partei im NRW-Landtag gibt es eine schriftliche Rückmeldung auf den Offenen Brief. Darin heißt es: Vor dem Hintergrund der Verkehrswende sei es eine "elegante" Überlegung, bei neu zu errichtender Infrastruktur, wie Ersatzbrücken, gleich weitere Verkehrsträger mit zu berücksichtigen. Besonders der Vorschlag, die Kölner Stadtbahnlinie 12 über eine neue Brücke bis nach Leverkusen-Mitte zu führen, stößt bei den Piraten auf positive Resonanz.

Die Autobahnbehörde Straßen.NRW reagiert mit Zurückhaltung. "Wir stecken derzeit mitten in der Vorplanung. Im Moment werden alle Vorschläge, Ideen und Wünsche gesichtet und ausgewertet. Es wäre voreilig, in einem so frühen Stadium der Planung, schon einzelne Vorschläge zu diskutieren", sagte eine Sprecherin. Ohnehin stehe die provisorische Reparatur der Rheinbrücke im Vordergrund, damit die Strecke ab März/April auch wieder für den schweren Verkehr freigegeben werden könne. Daran ist auch Chemparkbetreiber Currenta gelegen. "Für uns ist derzeit von Bedeutung, dass der Bautermin gehalten wird", betonte Currenta-Sprecher Mark Mätschke. Der Umweg über die Fleher Brücke in Düsseldorf koste Geld und Zeit für die Chempark-Firmen. Currenta hat eine "produktbezogene Untersuchung" zur Frage angestrengt, welche Stoffe, die normalerweise über die A1-Brücke transportiert werden, auf Schiene oder Schiff verlagert werden können. "Der Transport per Lkw hat sich für bestimmte Produkte als der kostengünstigste erwiesen. Andere Transportwege sind teurer, das bedeutet eine Verschlechterung der Wettbewerbsbedingungen", sagte Mätschke.

Ob eine Bahnstrecke über die neue Brücke eine Verbesserung brächte, ließ er offen. "Ob dieser Weg schneller wäre, würde nur ein Vergleich zeigen. Der könnte erst stattfinden, wenn es eine Zugverbindung auf der neuen Brücke gibt", sagte Mätschke. "Zusätzliche Brückenschienen muss aber das Land als Bauherr prüfen, nicht wir als Nutzer."

(RP/csr/top)
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