Leverkusen Plötzlich stehen 100 Flüchtlinge vor der Tür

Leverkusen · Das Land hat Leverkusen gestern unerwartet 100 Flüchtlinge geschickt - in die Schule Görresstraße.

 Die Schule Görresstraße nahe A 3 und BayArena.

Die Schule Görresstraße nahe A 3 und BayArena.

Foto: RED

Unterkünfte für 150 zusätzliche Flüchtlinge sollte die Stadt Leverkusen gestern binnen weniger Stunden bereitstellen. Ein Anruf am Morgen von der Bezirksregierung mit der Ankündigung dieses unerwarteten Flüchtlingskontingentes löste Sorge und vor allem emsige Geschäftigkeit im Rathaus aus. Zunächst wurde aber mit der Bezirksregierung die Zahl von 150 auf 100 Flüchtlinge "heruntergehandelt". Das hörte sich im Amtsdeutsch so an: "Die Verwaltung hat nach Prüfung der vorhandenen Kapazitäten und Handlungsmöglichkeiten mitgeteilt, dass lediglich 100 Unterbringungsmöglichkeiten im Schulgebäude Görresstraße zur Verfügung gestellt werden können", teilte Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn mit.

In der Turnhalle Görresstraße und in einem rückwärtigen Bau der Mensa sind aber bereits Flüchtlinge untergebracht: 52 in der Halle und im sogenannten Familienbereich weitere 20 Personen, zählte Stadtsprecherin Julia Trick auf RP-Nachfrage auf. Die 100 Flüchtlinge, die laut Bezirksregierung nur für rund drei Wochen vorübergehend in Leverkusen untergebracht werden sollen, wurden gestern Abend in der Schule mit dem Nötigsten versorgt. Betten und Spinde organisieren, war das Eine. Essen und Hygiene die andere Frage: Die vorhandenen Kapazitäten an Waschgelegenheiten und in der Mensa werden nun von 172 statt bisher 72 Menschen geteilt werden müssen.

 Die Erstversorgung der Flüchtlinge in Klassenräumen umfasst einfache Betten und Spinde, die hier noch fehlen.

Die Erstversorgung der Flüchtlinge in Klassenräumen umfasst einfache Betten und Spinde, die hier noch fehlen.

Foto: Hoffmann

Die Stadt gehe aber davon aus, dass die Schule Görresstraße nach den Sommerferien wieder frei sei und von der Schule genutzt werden könne, sagte die Stadtsprecherin.

Auch werde die versprochene Frist für die Turnhalle in Bergisch Neukirchen eingehalten, die ebenfalls vorübergehend für die Flüchtlingsunterbringung genutzt werden musste: "Nach den Sommerferien können die Vereine die Turnhalle in Bergisch Neukirchen wieder nutzen", sicherte Trick zu.

Die kurzfristige Zuweisung von 100 Flüchtlingen wird laut Oberbürgermeister auf das für Leverkusen vorgesehene Gesamtkontingent angerechnet. So muss die Stadt in der Summe nicht mehr Flüchtlinge aufnehmen, als bereits festgelegt. Auch trage das Land die Kosten für die Unterbringung, betonte Buchhorn. Diese plötzliche Zuweisung soll sich aber nicht aus einem Flüchtlingskontingent ergeben, das NRW im Rahmen der Europa-Hilfe aus Griechenland übernommen hat.

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Die Stabstelle der Stadtverwaltung, vereint mit Feuerwehr und weiteren Hilfspartnern, musste gestern die Schule Görresstraße "mal eben" in ein Quartier für 100 Menschen aus Syrien, Afghanistan, Afrika, Albanien und anderen Ländern herrichten. Die Bezirksregierung hat auch den übrigen Städten zugesichert, an die gestern ebenfalls der dringende Appell ging, eine möglichst große Zahl von Flüchtlingen aufzunehmen, dies sei nur zeitlich begrenzt. Die Zuweisung durch das Land NRW erfolgt aber, weil das Land die benötigten eigenen Notquartiere noch nicht geschaffen hat und die Flüchtlingswelle jetzt zunächst zusätzlich auf die Kommunen abwälzt. Die Stadtspitze hofft nun, dass die Landesquartiere zum Schuljahresbeginn endlich da sind.

(RP)
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