Scala-Club in Leverkusen Warum Deutschland nicht nur eine, sondern gleich so viele Meisen hat

Leverkusen · Ist das noch Kabarett, oder was will uns Philipp Simon eigentlich mit seinem Programm "Meisenhorst" im Scala-Club sagen? Mit langen Monologen hat der Zuhörer das Gefühl, dass es schon lange in Philipp Simon brummt. Er scheint verzweifelt zu sein. Die Realität bringt bei ihm genauso viel Entsetzen hervor wie ein makabrer Witz. "Der Meisenhorst ist der einzige Horst, der in Deutschland keine Obergrenze kennt", beginnt sein Programm.

 In seinem Programm in Philipp Simon als politischer Vogelkundler unterwegs und bestimmt treffsicher die verschiedenen Arten.

In seinem Programm in Philipp Simon als politischer Vogelkundler unterwegs und bestimmt treffsicher die verschiedenen Arten.

Foto: Moll (Archiv)

Ist das noch Kabarett, oder was will uns Philipp Simon eigentlich mit seinem Programm "Meisenhorst" im Scala-Club sagen? Mit langen Monologen hat der Zuhörer das Gefühl, dass es schon lange in Philipp Simon brummt.

Er scheint verzweifelt zu sein. Die Realität bringt bei ihm genauso viel Entsetzen hervor wie ein makabrer Witz. "Der Meisenhorst ist der einzige Horst, der in Deutschland keine Obergrenze kennt", beginnt sein Programm.

Und so stellt er in Folge die einzelnen Meisen vor: die Kohlmeisen, die Angela Merkel als Reinkarnation von Helmut Kohl halten; vereinzelte Trauermeisen - die letzten SPD-Wähler; Blaumeisen, die die AfD wählen und dabei nicht merken würden, dass sie sich selbst die Flügel stutzen oder auch A-Meisen, die das Gefühl haben, sie gehören nicht dazu.

Das Publikum ahnt zu Beginn des Abends schon, in welche Richtung es geht: Politik. Dabei sind die Sorgen des Bürgers Philipp Simon nicht nur politisch, sondern eher philosophisch zu verstehen. Durch einen geschichtlichen Exkurs lässt er seine Zuhörer hinterfragen, ob der Mensch überhaupt dazulerne und wie verrückt Wahnsinn überhaupt ist. Besonders das Grundgesetz zum Schutze der Freiheit des Bürgers steht im Fokus seines Programms. Artikel 7, der sich um das Schulwesen kümmern würde, solle sich doch lieber auf das Schul-Verwesen konzentrieren: "Schulen sehen von außen so aus, wie sich Lehrer innerlich fühlen", fasst er zusammen.

Die Meinungsfreiheit, die in Artikel 5 geregelt sei, würde von politischen Parteien wie die AfD als Deckmantel ausgenutzt, um durch den Motor Hass mit Sprache und Rhetorik die Gesellschaft zu spalten. Artikel 10, das Brief- Post- und Fernmeldegeheimnis, sei in Zeiten von Facebook, Google, Whatsapp und den Nachrichtendiensten sowieso nicht mehr aktuell. Die Vorratsdatenspeicherung stehe im krassen Gegensatz zur Sicherung der Privatsphäre. Immerhin sei Artikel 12 mit dem Recht, seinen Beruf frei zu wählen, noch aktuell. Das sehe man ja an den vielen Bürgern, die vier Minijobs ausüben würden, um erst in der Mitte des Monats die Tafel aufzusuchen. Da sei Christian Lindners Aussage "Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren" eine Schmach für alle Krankenpflegerinnen und -pfleger, die unter katastrophalen Bedingungen auch nicht einfach das Handwerk schmeißen könnten.

Philipp Simon gelang es, den Besucher zum Nachdenken anzuregen und auch mal die Perspektive zu wechseln. "Wir sind das Grundgesetz", lautet sein Fazit, "wir sind Umweltschützer und Dieselfahrer. Wir sind Flüchtlingsfreund und Realitätsverdränger. Wir sind Humanisten und handeln doch nicht menschlich. Wir haben immer eine Meinung aber immer seltener eine Haltung - ein Widerspruch der sich selbst nicht erträgt. Wir sind der Meisenhorst."

(hawk)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort